Zu den bedeutenden Schätzen der Region gehörten auch die Grundstoffe für Porzellan, das ab 1822 in Hohenberg und später in zahlreichen anderen Orten gefertigt wurde, aber auch das Heilwasser, das 1737 in Sichersreuth entdeckt wurde. Markgraf Christian Alexander errichtete 1779 dann ein Badehaus, und das „Alexandersbad“ war geboren. Der 1888 gegründete Fichtelgebirgsverein sorgte und sorgt bis heute dafür, dass die immer mehr werdenden Urlauber in der Erholungsregion Unterkunftshäuser, befestigte Wege und ausgewiesene Wanderrouten vorfanden. In der Ausstellung symbolisiert ein Parfümflakon den Verein, der zu dessen Haupttagung 1935 gefertigt worden war. Dass das Fichtelgebirge im 19. Jahrhundert immer mehr ins Interessen von Wanderern und Touristen geriet, bezeugt auch der „Historisch-topographische Reiseführer im Fichtelgebirge“ aus dem Jahr 1858.
Brot, Wurst und Bier
Neben der herrlichen Natur waren immer auch schon Essen und Trinken ein Pfund, mit dem das Fichtelgebirge wuchern konnte. Den hohen Herrschaften, die sich Wild, Geflügel, Fisch und mehr schmecken ließen, eiferte bald auch das Bürgertum nach und ließ sich, wie die Menschen heute Brot, Wurst und Biervielfalt schmecken. Darauf weist in der Ausstellung eine 1886 vom Arzberger Porzellanfabrikanten Carl Schumann gestiftete Schützenscheibe hin mit der Aufschrift „A nüchterner Mensch hat koa Glück“.
Edel waren nicht nur zum Teil die Bodenschätze, die das Fichtelgebirge den Menschen schenkte, auch die Textilien, in die sich die Menschen der Region seit dem ausgehenden Mittelalter kleideten, war es: Man trug Seide, Brokat, Kamelhaar und ähnliches. Daran und an die verschiedenen Handwerkerzünfte, die sich um ihre Mitglieder kümmerten, erinnert ein reich verziertes Bahrtuchschild der Weberzunft von 1876.
Ein optisches, etwas gruseliges Ausstellungsstück ist ein Schweinefötus im Glas. Er steht für die einstige Landwirtschaftsschule Wunsiedel, an deren Standort sich heute das Landratsamt befindet. Ihr Gründer war Dr. Georg Heim, der 1887 nach Wunsiedel versetzt worden war. Er gründete die Fichtelgebirgs-Verkaufsgenossenschaft, die den Bauern beim Verkauf der Ernte half.
Mauerfall, Corona und das neue Selbstbewusstsein
Doch nicht nur die länger zurückliegende Vergangenheit hat Sabine Zehentmeier-Lang in ihrer Ausstellung wiedererweckt; auch die jüngsten Ereignisse, angefangen mit der deutschen Teilung in unmittelbarer Nähe – symbolisiert durch eine Mütze eines NVA-Grenzsoldaten – sind dokumentiert. Natürlich auch das Gefühl der Freiheit nach dem Mauerfall 1989 und nach der Öffnung der Grenzen zu Tschechien.
Und auch ein Thema, das alle Menschen in der Region und außerhalb in jüngster Zeit massiv beschäftigte, ist nicht ausgespart: Corona und ihre Auswirkungen auf Menschen und Gesellschaft.
Zum Abschluss schließlich geht die Museumschefin mit einem aktuellen Ausstellungsplakat noch auf ein Phänomen ein, das sich im Fichtelgebirge erst in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Sie nennt es – wie in der eigenen Ausstellung dazu – Fichtelization. Damit greift sie den Umstand auf, dass die Region Fichtelgebirge seit einigen Jahren ein neues Selbstbewusstsein entwickelt hat, und die Menschen ihre Heimat in allen möglichen Konstellationen mit dem angehängten Wort „fichtel“ feiern: Fichtelburger, Fichtelrad, Fichteltrade und sofort.