Der Versuch, einen Spritz mit lediglich einer Spur von Aperol zu bestellen, ist in der Regel zum Scheitern verurteilt. Weil das Thekenpersonal zwar wunschgemäß den Likör reduziert, aber dann auch so sehr am Prosecco spart, dass einem am Ende orangegetöntes Sprudelwasser überreicht wird.
Den Select Spritz schätzen besonders die Mailänder
Also besser selber mischen. Denn nur die wenigsten Bars haben den französischen Aperitif Pampelle, den Vermut blanco aus dem spanischen Hause Lustau oder den venezianischen Bitter Select im Angebot. Noch nicht zumindest. Vielleicht tut sich ja was. Diese traditionsreichen Marken führen zwar noch Nischen-Existenzen, sind aber auf jeden Fall geeignet, dem beliebtesten Sommerdrink Europas Konkurrenz zu machen.
Besonders beim venezianischen Bitter Select wundert es einen. In Norditalien und speziell im feschen Mailand schätzt man ihn sehr als Select Spritz „Veneziano“. In deutschen Bars aber ist er bisher nahezu unbekannt geblieben. Was ein Versäumnis ist: Nach Herstellerangaben werden beim Select 30 pflanzliche Zutaten- auch Botanicals genannt – zu einem rubinroten Bitter verarbeitet. Das Rezept ist denkbar einfach, wie es sich für einen guten Aperitif gehört: 3 Teile Prosecco, 2 Teile Select, 1 Teil Soda, eine große grüne Olive, auf Eis. Wer möchte, kann die Olive durch eine Scheibe Zitrone ersetzten, die passt genauso gut.
Der Pampelle Spritz leuchtet hellrot im Glas
Aus Frankreich kommt der Aperitif-Likör Pampelle Ruby l‘Apéro, der sich ebenfalls hervorragend zu einem Pampelle Spritz mixen lässt und hellrot im Glas leuchtet. Deutlich zu schmecken sind die bittersüßen, rubinroten Grapefruits aus Korsika, die mit Pflanzenextrakten wie Zitruszesten (fein geraspelte Schalenstücke) von Zitronatzitronen und japanischen Yuzu-Früchten sowie mediterranen Kräutern gemischt und in der Cognac-Region destilliert werden. Ein Pampelle Spritz ist genauso leicht herzustellen: 2 Teile Pampelle, 3 Teile Prosecco, 1 Teil Soda auf einem großen Eiswürfel.
Der Vermut blanco Spritz stammt aus Andalusien
Zum Schluss noch eine Aperitif-Idee spanischer Herkunft: Nicht im leuchtenden Sonnenuntergangsrot, sondern hell. Als Basis dient der Vermut blanco Spritz aus dem andalusischen Jerez. Der Wermut erscheint goldgelb und hat ein herb-würziges Aroma, das auf Muskat und Kräutern wie Majoran, Salbei, Enzian und Kamille basiert und dem Zitronen eine ausgeprägte Frische verleihen.
Die Mischung ist simpel: 1 Teil Vermut, 2 Teile Prosecco. Eine Scheibe Zitrone, ein Blatt Minze, viel Eis. Wer weniger Alkohol im Glas möchte, ersetzt den Prosecco durch ein staubtrockenes, zuckerreduziertes Tonicwasser. Fertig ist auch dieser Sommerdrink.
Alle drei Aperol Spritz-Alternativen sind kein Hexenwerk in der Herstellung. Sollten auch diese Aperitif-Vorschläge immer noch zu süß erscheinen, hält man sich am besten an den Klassiker – Campari Soda.