Sommer und Garten Obsternte ist überwältigend

Von Wolfgang Karl
Hannelore Schedler (69) und Margarete Adam (68) vor dem Apfelbaum der Adams in Bodendorf: Die Hitze lässt den Baum die Äpfel abwerfen. Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Trockenheit und Hitze beschäftigt auch die Obst- und Gartenbauvereine. Während es für Äpfel und Birnen ein schwieriges Jahr werden könnte, seien Zwetschgen und Trauben auf einem guten Weg. Die Bäume tragen viel - manchmal sogar zuviel.

 
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"Jeden Tag werfen wir einen Schubkarren voller Äpfel weg - und das nur von diesem Baum", sagt Margarete Adam (68), Vorsitzende des Obst und Gartenbauvereins (OGV) Trockau. Sie und ihre Vorstandskollegin Hannelore Schedler (69) sehen den bisherigen Verlauf des Sommers kritisch. Es sei kaum zu bewältigen in diesem Jahr.

Äpfel liegen auf dem Boden

Und wirklich: Die Bäume im Garten der Adams in Bodendorf hängen über und über voll mit Äpfeln Auf dem Boden unter dem Apfelbaum in der Hofeinfahrt liegen dutzende Äpfel. Das komme, laut Adam, jeden Tag runter. Dabei seien die Äpfel noch nicht reif: Der Baum bekomme nur nicht genug Wasser und müsse deswegen Äpfel abwerfen, sagt Schedler.

Baumspitze abgebrochen

"Mein Mann wird die verwertbaren Äpfel mosten lassen, wenn sie reif sind. Es ist eben ein Gravensteiner, kein haltbarer Apfel", sagt Adam. Mehr könne man nicht machen. Letztes jahr hätten die Eisheiligen zugeschlagen: Durch den Spätfrost im Mai seien viele Blüten erfroren und wenige Bienen geflogen, dadurch habe es auch wenig Obst gegeben. Dieses Jahr habe es keinen Frost gegeben, die Bienen seien geflogen und es sei warm gewesen. Dem Apfelbaum im Hof sei deswegen sogar die Spitze abgebrochen: Sie konnte die Last nicht mehr tragen.

Manche Pflanzen verbrannt

Aber auch andere Pflanzen hätten Probleme: Die Nachtkerze blühe gar nicht, wie die Farne habe sie von der Sonne verbrannte Blätter. Und wirklich: Große schwarze Flecken sind auf den Blättern zu sehen, als ob sie gerade vom Grill kämen. Für jene, die eine Streuobstwiese betreiben sei es sicher ein gutes Jahr. Der OGV Trockau habe aber einen kleinen Vereinsgarten, auf Sandboden, der kein Wasser halte. Für Privatbersonen sei die Menge schier überwältigend und nicht zu schaffen.

Lösung: Weniger wasserintensive Pflanzen

Man müsse sich bei Neuanpflanzungen auch überlegen, wenig pflegeintensive Gewächse anzupflanzen, die mit Hitze und Wassermangel gut umgehen könnten, wie zum Beispiel hartlaubige Pflanzen. Diese Extremwetterphänomene kämen laut Adam, immer häufiger. "Wer jetzt den Klimawandel noch leugnet, der steckt den Kopf in den Sand", sagt Adam. Das Wasser werde auch immer weniger, sagt Schedler noch, also solle man besser nur punktuell gießen.

"Gutes Obstjahr"

Ganz so negativ sieht Günter Dörfler das bisherige Obstjahr nicht. Er ist Vorsitzender Kreisverbands für Gartenbau und Landschaftspflege Bayreuth. "Die Bäume hängen voll, aber es sind keine großen Früchte zu erwarten in diesem Jahr", sagt Dörfler, "es ist ein gutes Obstjahr." Auch, wenn die Äpfel und Himbeeren klein ausfielen: "Die Weintrauben sehen bisher sehr gut aus und die Kirschen waren ein voller Erfolg. So viele Kirschen wie in diesm Jahr hat es noch gar nicht gegeben. Dadurch, dass kein Regen dazwischen kam, sind sie auch nicht aufgeplatzt"

Energie für verbleibende Früchte

Bei Äpfel und Birnen könne man sich helfen, indem man einen Teil der Blüten und einige der Früchte im Anfangsstadium entfernt, "damit der Baum mehr Energie für die verbleibenden Früchte hat", sagt Dörfler.

"Die sind richtig süß"

Der Weidenberger ist auch Mitglied des Landschaftspflegeverbandes Weidenberg. Dort haben sie Streuobstwiesen und pflegen sie. Mit den Früchten stellen sie einen Apfel-Sekt her. "Von dem wird es in diesem Jahr sehr viel geben", sagt Dörfler. Es ist also ein gutes Jahr für den Most. "Außer, es kommen noch Unwetter, das könnte einiges zerstören." Aber insgesamt sei er zufrieden. Einen Apflekuchen habe er heute schon gegessen und jetzt ernte er bald die Zwetschgen ab. "Die sind richtig süß."

Der Gravensteiner Apfel

Der Gravensteiner Apfel ist eine alte, gezüchtete Apfelsorte. Er ist seit 1669 in Schleswig und Dänemark bekannt. Benannt ist er nach Schloss Gravenstein, der Sommerresidenz des Dänischen Königshauses in der Nähe von Sonderburg. Er eignet sich gut zur Verarbeitung als Apfelmus, Apfelsaft und Obstbranntwein, sowie zum Trocknen. Berühmt ist der Gravensteiner für seinen besonders kräftig süßen Geschmack und seinen besonderen Apfelduft. Sein Fruchtfleisch gilt als saftig und knackig, wird allerdings bei Lagerung mürbe. Außerdem reagiert er sehr empfindlich bei Erschütterungen und bekommt schnell Druckstellen. Der Gravensteiner gilt somit nicht als Lagerapfel. Er ist der Nationalapfel Dänemarks.

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