So finanzieren Sie das eigene Heim richtig

Ist jetzt die richtige Zeit fürs eigene Häuschen? Experten sagen, worauf man achten sollte. Foto: Archiv/Andrea Warnecke/dpa Foto: red

Verlockende Niedrigzinsen haben zu einem Boom beim Immobilienkauf geführt, die Preise haben stark angezogen. Wer bauen oder ein Haus kaufen möchte, sollte gut rechnen können. Was zu beachten ist, wie man solide finanziert, welche Fördermittel es gibt – dazu gaben bei der Kurier-Telefonaktion Johannes Hertel und Sylvia Offt vom Verband der Privaten Bausparkassen Tipps.

 
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Ich zahle bisher 500 Euro Miete. Mittelfristig möchte ich bauen. Eine Rate für ein Haus wäre ja höher. Wie finde ich heraus, ob ich mit der neuen Belastung zurechtkäme?

Rechnen Sie mal aus, wie hoch die monatliche Belastung bei einer angenommenen Kreditsumme von rund 300 000 Euro wäre. Bei einer 30-jährigen Laufzeit läge die bei rund 1000 Euro. Sie müssten also 500 Euro monatlich mehr aufbringen, dabei sind die Versicherungsbeiträge und die erhöhten Nebenkosten noch außer Acht gelassen. Wir raten zum „Probewohnen“ oder auch „Probesparen“. Das heißt, Sie sparen dieses Geld erst einmal an – beispielsweise in einem Bausparvertrag. Machen Sie das drei, vier, fünf Jahre, haben Sie auch schon Eigenkapital.

Wir haben einiges auf der hohen Kante. Sollten wir alles für den Kauf einer Immobilie einsetzen?

Da es sich bei der derzeitigen Null-Zins-Politik nicht lohnt, Geld auf dem Konto liegen zu lassen, spricht viel dafür, mehr als den üblichen 20-Prozent-Eigenanteil bei der Finanzierung zu wählen. Durch den niedrigeren Darlehensanteil sinken die Kreditkosten. Hinzu kommt: Bei höherem Eigenanteil sind bessere Konditionen drin. Andererseits können auch schnell mal Kosten außer der Reihe auf Sie zukommen, wofür Sie dann eventuell schnell Geld benötigen.

Unser Sohn zahlt jetzt 1300 Euro für seine Mietwohnung. Er will das Geld lieber in Wohneigentum stecken. Er hat seit fünf Jahren einen Bausparvertrag mit einem Guthaben von derzeit 20 000 Euro. Reicht das als Eigenkapital?

Das kann man pauschal nicht so sagen. Es hängt davon ab, wie hoch die Investitionssumme insgesamt ist. Sowie von den persönlichen Rahmenbedingungen – Alter und Arbeitseinkommen beispielsweise. Um die Eigenkapitalquote zu erhöhen, können Sie als Eltern Ersatzsicherheiten in Form von Grundschulden auf Ihr eigenes Wohnhaus einbringen. Sollten noch vorhandene freie Grundschulden im Grundbuch eingetragen sein, können die gegebenenfalls auch für die Finanzierung herangezogen werden. Sie sparen dabei Notarkosten.

Noch sind die Zinsen ja niedrig. Statt das Geld ohne Ertrag auf dem Tagesgeldkonto liegen zu lassen, wollen wir jetzt lieber in Wohneigentum investieren. Ist das sinnvoll?

Jede Hausfinanzierung ist eine langfristige Entscheidung. Wichtig ist auch, ob es um eine selbst genutzte Immobilie geht oder sie vermietet werden soll. Und aufgrund der niedrigen Zinsen ist natürlich die Nachfrage nach Immobilien gewachsen, so dass im Raum Bayreuth die Preise deutlich angestiegen sind und sich momentan am oberen Limit bewegen. Das Angebot ist bereits sehr rar. Die angebotene Immobilie sollte auch zu Ihren Vorstellungen passen.

Uns wurde eine ältere Immobilie angeboten. Wie können wir sichergehen, dass der Kaufpreis realistisch ist?

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen möchten, sollten Sie einen unabhängigen Sachverständigen zurate ziehen, der Ihnen sagen kann, ob der Preis tatsächlich angemessen ist. Und welche Sanierungskosten eventuell auf Sie noch zukommen. Solche Gutachten kosten zwar einiges – zwischen 600 und 800 Euro für ein klassisches Einfamilienhaus. Doch Sie sollten nicht am falschen Ende sparen.

Unsere Tochter und ihr Mann haben ein verlockendes Angebot für die Neubaufinanzierung eines Hauses gefunden. Wir sind skeptisch. Was sagen Sie dazu?

Ihre Kinder sollten darauf achten, dass es sich nicht nur um ein Lockangebot, sondern um feste Konditionen handelt. Meistens verändert sich der Lockzins, weil der endgültige Zinssatz erst nach eingehender Prüfung des Antragstellers festgelegt wird. Außerdem werden bei Online-Angeboten oftmals Fördermöglichkeiten wie KfW-Förderung oder Wohn-Riester nicht berücksichtigt.

Stimmt es, dass jetzt neue Richtlinien eingehalten werden müssen, wenn man eine Immobilienfinanzierung beantragt?

Die Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR), die seit März 2016 gilt, verlangt per Gesetz, dass ein umfangreiches Beratungsprotokoll erstellt wird. Darin müssen unter anderem Themen wie staatlich geförderte Darlehen und das Zinsänderungsrisiko festgehalten werden.

Wir denken über eine Immobilienfinanzierung nach. Sollten wir die Riester-Förderung einbeziehen? Macht das Sinn?

Sie sollten – sofern Sie zulagenberechtigt sind – auf jeden Fall den sogenannten Wohn-Riester, der auch Eigenheimrente genannt wird, einbeziehen. Neben den Grundzulagen für sich und Ihre Frau in Höhe von jeweils 154 Euro bekommen Sie für jedes Kind die Kinderzulage, abhängig vom Geburtsjahrgang der Kinder 185 Euro pro Jahr oder 300 Euro. Damit können Sie die Gesamtkosten deutlich senken. ⋌red

Weitere Infos unter:

www.bausparkassen.de

www.kfw.de

www.baufoerderer.de

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