Schon die "letzte Chance" Medi-Team gegen Benfica Lissabon unter Siegzwang

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Schwierigkeiten unter den Körben wird Eric Coleman (Mitte) wohl auch den Bayreuthern bereiten. Charlerois Star Axel Hervelle (links) und Yoeri Schoepen schienen vom imposanten Ex-Ludwigsburger, der beim 89:62-Sieg mit 18 Punkten Topscorer war, jedenfalls mächtig beeindruckt. Foto: Imago Images Foto: imago images/GlobalImagens

BASKETBALL. Wer den Namen Benfica Lissabon hört, denkt sicher zuerst an die Fußballer des Klubs und weniger an die Basketballabteilung. Intensiv mit den Korbjägern aus der portugiesischen Hauptstadt wird man sich aber bei Medi Bayreuth beschäftigt haben. Wenn diese heute um 18.30 Uhr in der Oberfrankenhalle zu Gast sind, steht für die Hausherren schließlich fast schon das Europe-Cup-Viertelfinale auf dem Spiel.

 
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Zwar ist in der zweiten Gruppenphase dieses Wettbewerbs erst ein Spieltag absolviert, doch nach dem ernüchternden 92:110 bei den Bakken Bears stehen die Bayreuther im Kampf um einen der ersten beiden Plätze in Gruppe I bereits gehörig unter Druck. Medi-Trainer Raoul Korner spricht sogar schon von der „letzten Chance, unter die Top Zwei zu kommen. Bei einer Heimniederlage brauchen wir nicht mehr daran denken angesichts der Deutlichkeit der ersten Niederlage.“

Das Spiel vor einer Woche in Dänemark sei ein Riesenrückschritt gewesen und habe gezeigt, „dass wir offensichtlich nicht so stabil sind, dass uns so etwas nicht mehr passieren kann.“ So habe sich Korner sechs Wochen zurückversetzt gefühlt. „Von der Intensität, vom Fokus, der Defense und dem Rebounding war das gar nichts. Schon das Berlin-Spiel hat gezeigt, dass wir nicht auf Topniveau agieren und der Ausfall von Evan wehtut. Wir müssen mehr zeigen.“

Bestes Reboundteam

Angesprochener Evan Bruinsma wird aber wahrscheinlich auch gegen Benfica noch fehlen. Dass mit den Portugiesen ausgerechnet das beste Reboundteam des gesamten Europe Cups kommt, macht die Sache nicht einfacher. Gegen die Bakken Bears ging das Duell in dieser Statistik mit 21:42 verloren, Lissabon holt sich im Schnitt sogar fast 45 Abpraller pro Spiel. Ohnehin scheinen bei den Gästen trotz des Ausfalls des US-Amerikaners Micah Downs die Schlüsselspieler eher auf den großen Positionen zu finden zu sein mit Eric Coleman, Damian Hollis, Betinho Gomes und Gary McGhee. „Sie gehen extrem viel Inside und suchen sehr stark das Post-Up in Brettnähe“, bestätigt Korner. „Und dann bewegen sie den Ball sehr gut und finden mit dem Pass nach außen ihre Schützen, die sie auch haben.“

Einer davon ist mit dem früheren Ulmer Toure Murry ein weiterer Ex-Bundesligaspieler neben Coleman (Ludwigsburg) und dem ehemaligen Bayreuther Center McGhee (2012/13). Ein anderer trägt den portugiesischen Namen Lissabons: Trainersohn Rafael Lisboa, dessen Vater Carlos als bester Basketballer seines Landes aller Zeiten gilt und schon als Spieler zahlreiche Titel mit Benfica sammelte. Vor dieser Saison trat der mittlerweile 61-Jährige seine dritte Amtszeit an, nachdem er das Team bereits von 1997 bis 1999 und 2011 bis 2017 gecoacht hatte.

Erst zwei Niederlagen

Vor zwei Jahren gewann Benfica auch die bislang letzte seiner 26 Meisterschaften, in der vergangenen Saison ging die Finalserie gegen Titelverteidiger Oliveirense (mit Eric Coleman) mit 1:3 verloren. Aktuell steht in der portugiesischen Liga unter 14 Teams der zweite Platz zu Buche, punktgleich mit Spitzenreiter und Stadtrivale Sporting sowie dem FC Porto. Dort kassierte Benfica am vierten Spieltag mit 79:87 auch die bisher einzige Niederlage (bei elf Siegen). Und auch im Europe Cup wussten die Lissabonner als Erster der Gruppe A zu überzeugen. Lediglich beim niederländischen Gruppenzweiten ZZ Leiden war mit 68:84 nichts zu holen.

Fast hätte Benfica sogar erstmals die Gruppenphase der Champions League erreicht, doch nach einem souveränen Gesamtsieg mit 161:141 gegen den niederländischen Vizemeister Donar Groningen kam in der zweiten Qualifikationsrunde das Aus gegen den Bamberger Gruppengegner KK Mornar Bar. Nach einer klaren 68:96-Heimniederlage half selbst der Auswärtssieg (82:71) in Montenegro nicht weiter.

Vierte Teilnahme in fünf Jahren

Dafür stehen die Portugiesen bei der vierten Europe-Cup-Teilnahme in fünf Jahren – vergangene Saison waren sie in der zweiten Qualifikationsrunde chancenlos gegen den späteren Titelträger Dinamo Sassari (66:100 und 92:111) – jetzt zum zweiten Mal in der zweiten Gruppenphase. Ebenso überraschend klar wie die Bayreuther Niederlage fiel am ersten Spieltag der Lissabonner Sieg gegen Spirou Charleroi aus (89:62). „Es war vorher schwer einzuschätzen, aber wenn man das Spiel anschaut, spiegelt das Ergebnis die Kräfteverhältnisse wider“, sagt Raoul Korner, der jetzt davon ausgeht, dass Benfica zumindest nicht schwächer sei als die Bakken Bears.

Das spielfreie Wochenende konnte er mit seinem Team für ein paar zusätzliche Trainingseinheiten nutzen, wenngleich Korner nicht ganz zufrieden war: „Es wäre natürlich besser gewesen, wenn wir eine vernünftige Halle gehabt hätten. Aber es war ganz gut. Das ganze Herumreisen war schon mühsam.“ Die Anreise dürfte wohl auch Lissabon mehr Kraft gekostet haben als das lockere 103:60 am Samstag in der portugiesischen Liga gegen Lusitania.

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