Warum veröffentlicht Waßmiller auf der EHC-Homepage?
Bemerkenswert ist zweifelsohne die Plattform, die Sergej Waßmiller für seine Stellungnahme nutzt. Veröffentlicht ist diese nämlich auf der Homepage des EHC Bayreuth, dem Stammverein der GmbH. Dass der EHC Sergej Waßmiller diese Plattform geboten hat, obwohl der langjährige Trainer doch Angestellter der Tigers-GmbH war und zumindest in der zurückliegenden Saison offiziell keinerlei Beziehungen zum EHC unterhielt, begründet Vorsitzende Christiane Colditz mit der langen Verbundenheit zu dem Coach. „Wir sind ein langes Stück des Weges miteinander gegangen.“ Außerdem habe man dem Wunsch Waßmillers gerne entsprochen, „weil wir der Meinung sind, dass der Abschied von Herrn Waßmiller nicht so richtig in Ordnung war. Das hätte man standesgemäßer machen müssen“.
Den Vorwurf, die EHC-Verantwortlichen gössen damit ganz bewusst Öl ins Feuer des ohnehin hoch belasteten Verhältnisses zwischen GmbH und Stammverein, weist Christiane Colditz zurück. Vielmehr habe Sergej Waßmiller in seiner Stellungnahme „mit einigen komischen Sachen aufgeräumt“. Nun seien wenigstens ein paar Dinge ins rechte Licht gerückt worden – „in Bezug auf unsere Nachwuchsspieler, in Bezug auf die Situation im Stadion, etcetera“.
In der Tat macht Sergej Waßmiller in seiner Stellungnahme unter anderem „das rigorose Verbot der Geschäftsführung“ bezüglich einer Zusammenarbeit mit dem Stammverein für die sportliche Misere in der abgelaufenen Saison mitverantwortlich. „Vielen langjährigen Spielern“ sei es untersagt worden, ihre Trainertätigkeit oder andere Funktionen beim EHC fortzuführen. „Auch dass Nachwuchsspieler nicht einmal in der größten Personalmisere bei Verletzungen im Trainingsbetrieb aushelfen durften, war seltsam, denn mit zehn einsatzfähigen Spielern ist kaum ein sinnvolles Training auf diesem Niveau möglich, aber begründet wurde uns das gegenüber nie“, schreibt Waßmiller. In diesem Punkt bleibt Wendel auch in seiner Stellungnahme eine Erklärung schuldig.
Waßmiller: "Gestandene Spieler wurden in der Jugendherberge untergebracht."
Eine klare Position nimmt der Tigers-Geschäftsführer aber zu Waßmillers Vorwurf ein, dass „gestandene Spieler wegen fehlender Unterkünfte zeitweise in der Jugendherberge untergebracht waren, bzw. andere zum Saisonende hin bei Teamkollegen auf der Couch schlafen mussten.“ Wendel sagt dazu: „Dass Spieler-Wohnungen teilweise erst Ende der Festspiele zur Verfügung stehen und einige Spieler im August vier Wochen im Studentenwohnheim untergebracht werden, wird seit Jahren praktiziert. Der Vorschlag dieser Handhabung kam vom Sportlichen Leiter.“
Ein weiterer Vorwurf des Trainers an die Adresse der Geschäftsführung betrifft die Kader-Zusammenstellung. Matthias und seine Frau Margrit Wendel, bis Ende April noch Mit-Geschäftsführerin, hätten hier „direkt und massiv“ Einfluss genommen. Waßmiller nennt als Beispiel den nachverpflichteten Torhüter Martins Raitums. Der sei von der sportlichen Leitung nur als zeitlich begrenzte Zwischenlösung durch die Verletzung von Vosvrda vorgesehen gewesen, „denn bei seiner Vertragsverlängerung hatten wir eher eine dauerhafte Rückkehr der keinesfalls teureren Feldspieler Kuchejda oder Kolupaylo erhofft, was aber über uns hinweg anders entschieden wurde.“ Matthias Wendel kontert: Alleine Dietmar Habnitt habe auf der Weiterverpflichtung von Raitums bestanden.
Wendel: Kritik an Reglementierung der Schlägertapes ist "Blödsinn"
Gar als „Blödsinn“ bezeichnet Wendel die Kritik des Trainers, dass Schlägertapes reglementiert worden seien und zum Saisonende keine Pucks mehr vorhanden waren. Nach Ende der Saison seien 100 überzählige neue Pucks an den Ausrüster zurückgegeben worden. „Eine Überwachung der Materialausgabe erfolgte deswegen, da in den vergangen Jahren die erste Herrenmannschaft der Tigers den absolut höchsten Bedarf in der Liga hatte.“
Wendel ist weit davon entfernt, die Meriten Waßmillers in Abrede zu stellen. Er macht dem Trainer allerdings den grundsätzlichen Vorwurf, dass dessen offener Brief keinen einzigen Satz der Mitverantwortung oder Selbstkritik enthalte. Wendel versichert abschließend, dass er aus der Situation gelernt habe und gewillt sei, einen Neuanfang zu starten.