Seit 2014 ein ausgeglichener Haushalt
Das hat er als Kanzleramtschef so gemacht, als Architekt der deutschen Einheit, beim Hauptstadt-Umzug, als Innenminister mit der Islam-Konferenz und als Finanzminister in den vergangenen acht Jahren. Schäuble diente den Regierungen Helmut Kohl und Angela Merkel (beide CDU). Mit Kohl, seinem früheren Förderer, kam es zum Bruch, als Schäuble in den Turbulenzen der CDU-Spendenaffäre und nach seinen Aussagen im Bundestag zu einer 100.000-Mark-Barspende Anfang 2000 als CDU-Vorsitzender weichen musste. Merkel übernahm von ihm den Parteivorsitz. Als sie 2005 Kanzlerin wurde, machte sie Schäuble zum Innenminister, vier Jahre später zum Finanzminister.
Der am längsten dienende Finanzminister in den Top-Industrieländern glänzt seit 2014 mit einem ausgeglichenen Haushalt. Der Jurist genießt nach Finanz- und Euro-Staatsschuldenkrise das Vertrauen vieler Deutscher. Auf internationalem Parkett kokettiert er gern mit seinem badischem Englisch («Isch over») und damit, dass er ja kein Ökonom sei. Aber gerade in der Griechenland- und Eurokrise zeigte sich Schäuble als harter Verhandler - der auch Differenzen mit Kanzlerin Merkel ausficht. Am Ende aber immer loyal ist.
Weniger harte Verhandlungen für den 75-Jährigen
Als harter Verhandler in den Koalitionsverhandlungen fällt Schäuble nun aus. Die FDP, die Teil der Jamaika-Koalition zusammen mit Union und Grünen werden könnte, dürfte darüber nicht unglücklich sein. Schäuble ließ die Liberalen während der schwarz-gelben Koalition von 2009 bis 2013 öfter hängen. Jetzt haben die Liberalen bereits erkennen lassen, dass sie am Finanzressort interessiert sind.
Den konfliktträchtigen Umbau der Euro-Zone muss Schäuble nun anderen überlassen. So scharf auf nächtelange Euro-Gruppensitzungen dürfte er inzwischen aber auch nicht mehr sein. Häufiger als sonst verwies Schäuble zuletzt auch auf sein Alter.
Auf Abschiedstour nach Washington
Im neuen Amt muss Schäuble für geordnete Abläufe der Debatten sorgen. Die Befürchtung ist groß, dass AfD-Abgeordnete das Parlament zu Propagandazwecken missbrauchen könnten. Für den allseits respektierten Politprofi genau die richtige Herausforderung.
Vor dem neuen Amt wird der Viel-Leser und Vater von vier Kindern aber noch einmal nach Washington reisen: Als Finanzminister zum Treffen mit Kollegen aus aller Welt. Dies wird nun doch eine Abschiedstour auf dem internationalen Parkett.