Rugendorf Motor-Gleiter dürfen weiter fliegen

Klaus Klaschka
Wie bereits seit drei Jahren können Motorgleitschirme weiter auf einer Wiese zwischen Rugendorf und Losau starten und landen. Der Gemeinderat erteilte trotz jetziger Widerstände wiederum mehrheitlich seine Zustimmung. Foto: Klaus Klschka

Der Rugendorfer Gemeinderat verlängert die Erlaubnis für Starts und Landungen auf einer Wiese in Ortsnähe. Nicht jeder ist mit dieser Vorgehensweise einverstanden.

 
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Rugendorf - Vor drei Jahren hatte der Rugendorfer Gemeinderat keine Bedenken gegen eine Außenstart- und Landeerlaubnis für Motorgleitschirme von einem Wiesengrundstück neben der Bundesstraße 303 zwischen Rugendorf und Losau. Zweifel daran gab es allerdings in der Sitzung des Gemeinderats am Montagabend, als es um eine Verlängerung der Erlaubnis durch das Luftfahrtamt für weitere vier Jahre ging.

Der Start- und Landeplatz liegt etwa 750 Meter von Rugendorf und 550 Meter von Losau entfernt. Zur Bundesstraße 303 sind es etwa 60 Meter. Rundherum sind Wiesen und Felder, ein paar Buschreihen und etwas entfernt das "Berchershölzla". Die "Trikes" starten von der Bundesstraße abgewandt in Richtung unbefahrener und unbebauter Landschaft. Als Flughöhe sind auf offenem Gelände mindestens 150 Meter, über Gebäuden mindestens 300 Meter vorgeschrieben. Geflogen werde vor allem am frühen Abend, wenn Thermik und Windgeschwindigkeit passen - und das für eine gute halbe Stunde, erläuterte dem Gemeinderat Stefan Zipfel, einer der Gleitschirmflieger aus Kronach. Dass von den Fluggeräten Gefahren oder Belästigungen ausgingen, könne er nicht erkennen. "Wir sind leiser als ein Rasenmäher."

Das sah Gemeinderat Dr. Johannes Heyl anders. Die Flugzeiten hätten einige Bürger allerdings sehr wohl als störend empfunden, sagte er. Zudem sei diese Fliegerei eine "Beeinträchtigung des ökologischen Habitats". Im Wäldchen seien Vögel. Zudem werde die Jagd beeinträchtigt. "Ein Jagdpächter saß schon auf seinem Hochstand", als das Wild durch die Motorgeräusche verstört wurde. Mindestens einen Flugplan und Zeitlimits, die mit den Jägern abzusprechen seien, forderte Heyl, außerdem ein Flugverbot während der Brut- und Setzzeiten zwischen März und Juni. "Wir haben in Rugendorf schon Beeinträchtigungen durch Photovoltaik und Steinbruch", fasste er zusammen. Das motorisierte Gleitschirmfliegen ist für ihn "ein exklusives Hobby, das in Rugendorf keinen Platz hat."

Dass die Flugzeiten auch mit den Jagdgenossenschaften abgesprochen werden sollen, wollte auch Gemeinderat Martin Weiß gesichert wissen. "Die Jagdgenossen tragen zur Erhaltung der Wege in der Gemeinde bei", sagte er und sah den Gemeinderat für die Interessen der Jagdgenossen Jäger in der Pflicht, "während wir von den Fliegern nichts haben". Dass man mit der Fliegerei niemanden stören oder beeinträchtigen wolle, betonte Stefan Zipfel noch einmal. Er sei selbst Waldbesitzer und nehme an den Treffen der Jäger teil. Es gebe immer Berührungen mit der Jägerei, sei es als Wanderer oder Reiter. Nach seiner Erfahrung gewöhnt sich das Wild allerdings an die Fluggeräusche und kümmere sich letztendlich nicht mehr darum.

In diesem Sinn unterstützte Gemeinderat Hermann Dippold die Drachenflieger. "Ab und zu fliegt ihr bei mir vorbei. Ich höre das als sonores Geräusch und meine Kühe fühlen sich auch nicht gestört," sagte er. Mit PV-Anlagen und Windrädern werde weit mehr in die Natur eingegriffen.

Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Schmidt-Hofmann war zudem der Meinung, dass man nicht überall mit Verboten kommen solle; dann müsste man auch die Aktivitäten der Gelände-Motorradfahrer auf Rugendorfer Gebiet verbieten: In den vergangenen drei Jahren sei doch mit den Gleitschirmfliegern alles im Rahmen geblieben.

Martin Holzweg beschwerte sich, dass man nicht alles zerreden solle; so oft werde ja nicht geflogen, und wenn dies mit den Jägern abgesprochen werde, sehe er keinen Grund, der gegen die Fliegerei spreche. Der Gemeinderat stimmte schließlich mit elf Stimmen für eine Verlängerung der Erlaubnis. Johannes Heyl und Martin Weiß waren dagegen.

Keine Einwände hatte der Gemeinderat hingegen gegen den Antrag der evangelischen Kirchengemeinde und des Kindergartens, wiederum die Stelle einer Vorpraktikantin im Kindergarten zu finanzieren. Pfarrerin Sigrun Wagner betonte, dass der Kindergarten in der Trägerschaft der Kirchengemeinde mit der zusätzlichen Stelle eine infrastrukturelle Bereicherung der Kommune sei. Kita-Leiterin Waltraud Bauer verwies zudem darauf hin, dass die Kinderbetreuung in Rugendorf voll ausgelastet sei und, wie Gemeinderätin Sandra Zeitler ergänzte, zwei Augen und zwei Hände mehr durchaus hilfreich seien.

Die zusätzliche Stelle sei zwar eine freiwillige Leistung der Kommune, sagte Bürgermeister Gerhard Theuer. Die 6000 Euro im Jahr würden bereits seit Jahren gewährt. Der Gemeinderat genehmigte diese Stelle dann auch für das neue Kindergartenjahr.

Ebenso einstimmig war der Gemeinderat für die Gründung einer Kinderfeuerwehr im Ortsteil Zettlitz, für die es bereits sechs Interessenten gibt. Die entsprechenden Satzungen werden dahingehend geändert beziehungsweise ergänzt, sodass die Kinder auch automatisch unfallversichert sind.

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