Vor allem einzelne Sparten in den Vereinen kommen und gehen. So gab es einst die „American-Football-Cheerleaders“, mehrere Wasserball- und etliche Eisstockschützen-Abteilungen. Neu sind die Beachsoccer in Wunsiedel und etliche Fitness-Angebote der Turnvereine.
Elisabeth Golly, die wahrscheinlich den besten Überblick über das Vereinswesen im Landkreis besitzt, ist fasziniert von den schier unendlichen Angeboten. „Klar, die Sportvereine sind eindeutig in der Mehrzahl. Auch die vielen Hilfsorganisationen wie Feuerwehrvereine sind glücklicherweise sehr stark vertreten. „Man darf auch die vielen Heimatvereine wie den FGV, die Obst- und Gartenbau- und selbst die Schrebergartenvereine nicht unterschätzen.“ Die Ehrenamtsmanagerin will in nächster Zeit eine digitale Plattform aufbauen. „Hier können sich die Vereine präsentieren und ihre Angebote für alle Interessenten darstellen.“
Riesiges Engagement
Apropos engagieren. Vereinsmitglieder pflegen nicht nur ihre Hobbys, sie sind auch gerne bereit, anderen zu helfen. Dies zeigt sich laut Elisabeth Golly in Krisenzeiten, etwa in der Corona-Pandemie. Unter anderem der ASV Wunsiedel – aber auch etliche andere Vereine – hätten umgehend einen Einkaufsservice für ältere oder gefährdete Mitbürger aufgebaut. „Auch mit unserer Ehrenamtsbörse warben wir um Freiwillige, die für andere einkaufen. Es war faszinierend, wie viele Menschen sich gemeldet haben. Wir hatten einen so großen Zulauf, dass es gar nicht genügend Nachfrage für all die Menschen gab.“
Genau diese Hilfsbereitschaft erlebt Elisabeth Golly jeden Tag. „Erst heute hat sich wieder eine Frau per Mail gemeldet, die sich ehrenamtlich einbringen will.“ Die Landratsamtsmitarbeiterin wird die Bürgerin kontaktieren. „Ich werde ihr Vorschläge unterbreiten, die zu ihren Wünschen und Interessen passen.“
Corona zerstört viel
So bunt das Vereinsleben im Fichtelgebirge auch ist, viele der Vorstände plagen große Sorgen. Da ist die Coronakrise, die mit einem Federstrich ganze Sparten lahmgelegte, den Trainings- und Wettbewerbsbetrieb der Sportvereine durcheinanderwirbelte und der selbst Hauptversammlungen reihenweise zum Opfer fielen. „Das hat sicherlich viel kaputt gemacht“, befürchtet Elisabeth Golly. Es werde teilweise Jahre dauern, bis sich die Vereine davon erholt haben. Ein weiterer Trend belastet die organisierte Freizeit: Jüngere wollen sich zwar engagieren, aber nicht langfristig binden. „Es wird mancherorts immer schwieriger, zum Beispiel Mitglieder für einen Vorstandsposten zu finden. Immer weniger wollen in ihrer Freizeit eine derartige Verantwortung übernehmen.“
Abgesehen von den Zwängen der Corona-Krise pulsiert das Vereinsleben im Landkreis nach wie vor. Dazu gehört auch die gute alte Jahreshauptversammlung. „Klar ist das Formelle, sind die vielen Protokollverlesungen nicht jedermanns Sache. Daher ist es sinnvoll, dass viele Vereine mittlerweile Online-Versammlungen anbieten, aus denen man sich zwischendurch auch mal ausklinken kann. Aber seien wir ehrlich: Eine Hauptversammlung im Wirtshaus oder Vereinsheim mit Currywurst und Bier, das hat einfach was.“