Reisen per Bahn Umweltfreundlicher in den Skiurlaub

Peter Rauscher

Mit Beginn der bayerischen Winterferien am Wochenende werden sich wieder Blechlawinen in die Alpen wälzen. Kein Corona trübt mehr den Skispaß, eher die Frage, ob alpiner Skisport angesichts von Energie- und Klimakrise noch zeitgemäß ist. Auch in Skigebieten, die auf den Wintertourismus angewiesen sind, hat das Nachdenken über Nachhaltigkeit begonnen.

 
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Nie war die Debatte über das Thema schärfer als zu Beginn des Winters 2022 mit explodierenden Energiepreisen und Gasmangel. Als „unmoralisch“ bezeichnete der Bund Naturschutz den Einsatz von Schneekanonen, ohne die die meisten Skigebiete nicht mehr auskommen. Ex-Skirennläufer Felix Neureuther, seines Zeichens begeisterter Skifahrer, griff das Thema Nachhaltigkeit beim Skifahren in einer kürzlich ausgestrahlten Fernsehdoku in den Mittelpunkt - mit dem vielsagenden Titel „Der Slalom der Zukunft“.

Hoher CO2-Ausstoß durch Reiseverkehr

Dabei sind der Energieverbrauch durch Kunstschnee und Liftbetrieb nicht einmal das größte Problem: „75 Prozent des CO2-Ausstoßes beim Skitourismus verursacht der individuelle Autoverkehr mit langen An- und Abreisen“, sagt Diego De Battista, Bergbahnchef im Dolomitendorf Arabba. Die Stiftung Warentest hat ausgerechnet, dass eine Ökovariante beim Skifahren mit Zuganreise und Ökohotel rund zwei Drittel weniger CO2-Ausstoß verursacht als der klassische Skiurlaub mit dem eigenen Auto.

Alpen bleiben Sehnsuchtsort

Eine mögliche Konsequenz wäre Skifahren im nahen Fichtelgebirge. Doch die meiste Zeit dieses Winters war das mangels Schnee und Kälte kaum möglich. Anders in den Höhenlagen der Alpen, die mit ihren vielen großen Skigebieten und landschaftlichen Reizen immer Sehnsuchtsort von Brettlfans bleiben werden.

Pisten mit der Bahn erreichbar

Viele Skipisten in den Alpen sind mit der Bahn gut erreichbar. Eine Anreise nach Südtirol per Bahn kostet zumindest für eine Person auch ohne Bahncard kaum mehr als mit dem Auto. Hin- und Rückfahrt schlagen mit Bayernticket und dank Supersparpreis mit rund 150 Euro zu buche, je nach Auto nur wenig mehr, als für den Sprit fällig wäre. Für die 500 Straßenkilometer etwa von Bayreuth ins Pustertal braucht man laut Navi fünfeinhalb Stunden – diese Zeiten sind aber nur Theorie, vor allem an Wochenenden drohen lange nervige Staus. So kann die Autofahrt mitunter sogar länger dauern als die knapp acht Stunden, die die Bahn für die Strecke braucht.

Buchung mit Hindernissen

Vorteil der Bahn: Kein Stress am Steuer. Nachteil: Ein Koffer und ein Rucksack pro Person müssen reichen, die unhandlichen Ski leiht man sich am besten vor Ort. Zudem können Züge am Wochenende voll sein, Platzreservierung im Eurocity ab München ist empfehlenswert. Aber Vorsicht: Über die Deutsche Bahn sind Bahntickets nach Italien unter Umständen nicht buchbar, Reisende müssen den Eurocity ab München über Trenitalia selbst im Internet buchen. Wer auf einen Ticketkauf direkt am Bahnhof setzt, kann eine böse Überraschung erleben: „Wir haben hier kein Internet, ich kann ihnen hier keine Fahrkarte nach Italien verkaufen“, entschuldigte sich ein freundlicher Bahnbeschäftigter im Bayreuther Reisezentrum beim überraschten Reisenden.

Busanschlüsse in Planung

Immerhin: Wenn alles nach Fahrplan läuft, sind mit der Bahn in Südtirol zum Beispiel die Skigebiete Jochberg/Gitschtal, Kronplatz und Sexten direkt zu erreichen. Feste Busanschlüsse von Bahnhöfen nach Gröden, Canazei und Alleghe sind in Planung, sagt Marco Pappalardo, Marketingdirektor vom Liftverbund Dolomiti Superski, in dem 15 italienische Skigebiete zusammengeschlossen sind.

Luft wird verpestet

Nur rund zehn Prozent der Gäste reisen nach seiner Schätzung aktuell mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das sollen mehr werden, wünschen sich die Einheimischen. Denn die Auspuffgase verstopfen die Straßen und verpesten die Luft in den malerischen Tälern, deren Bewohner existenziell auf den Tourismus angewiesen sind. Mit einem eigenen Nachhaltigkeitskonzept will Dolomiti Superski helfen, „dass das Weltnaturerbe Dolomiten auch künftigen Generationen erhalten bleibt“, sagt Pappalardo.

Pistenraupen mit Euro-6-Norm

Ohne Maschinenschnee funktioniert Skitourismus mit seinem pünktlichen Saisonstart im Dezember aber nicht einmal in den Dolomiten. Eine Woche dauert die flächendeckende Beschneiung der Skigebiete aus Schneekanonen. Das verbraucht viel Energie und Wasser, das Speicherseen entnommen wird. Der Strom kommt zum größten Teil aus Wasserkraft, zudem beziehen fast alle 129 Liftgesellschaften grünen Strom, heißt es.

Das Wasser für den Maschinenschnee wird der Natur nicht entnommen, sondern versickert im Frühjahr wieder im Boden oder fließt in die Bäche zurück, argumentieren die Liftbetreiber. Beim Einsatz der Pistenraupen könne auf Diesel noch nicht verzichtet werden, doch halten die Geräte wenigstens die Euro-6-Norm ein, Hybrid-und Wasserstofftechnologie wird bereits erprobt. GPS und Computersteuerung der Pistengeräte sollen für einen möglichst effizienten Einsatz sorgen.

Liftgewinn für Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit hat im Hochgebirge aber auch eine soziale Dimension, schließlich leben die meisten Menschen dort vom Tourismus. Bergbahnchef Diego De Battista hat zusammen mit seiner Schwester die erste Benefitgesellschaft Funivie Arabba gegründet, um die Abwanderung aus seinem 1200-Einwohner-Dorf Arabba zu stoppen. Die Idee: Zwei Prozent der Bruttomarge aus dem Lift-Unternehmen, das sind rund 100.000 Euro im Jahr, für soziale Zwecke zur Verfügung stellen, um das Leben der Menschen in den Dörfern zu verbessern. Damit sollen ein Kindergarten eingerichtet, eine neue Busverbindung betrieben und Häuser für sanften Tourismus ausgebaut werden.

Es geht ums Überleben der Dörfer

„Für unsere Dörfer geht es ums Überleben“, sagt Battista. Die geplanten Millionen-Investitionen in Liftanlagen, die in Arabba nur umweltschonend erneuert, nicht aber neu gebaut werden sollen, sind für ihn kein Widerspruch zum Nachhaltigkeitsgedanken. Das Tal liegt auf 1600 Metern Meereshöhe und gilt immer noch als schneesicher. Battista sagt: „Vom Skitourismus wollen wir hier in 50 Jahren noch leben.“

Nachhaltigkeit beim Skifahren

An- und Abreise mit dem Zug

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