Ein düsterer, komplexer und theoretischer Roman in Musicalform: Kann das funktionieren? Als "Herausforderung" hatte es zuvor schon der Librettist Øystein Wiik bezeichnet, "so einen schillernden Roman in zweieinhalb Stunden zu komprimieren."
Möglich würde das durch die Musik, so der Autor. Der Roman habe durch seine klare Aufteilung - sieben Tage, sieben Todesfälle - eine musicalfreundliche Struktur. Wiik arbeitet im Team mit dem Komponisten Gisle Kverndokk, der die Geschichte mit schwelgerischen Melodien und großen Chornummern unterlegt hat.
"Wenn es um Musik geht, geht's um Emotionen", sagte Regisseur Axel Köhler vor der Premiere. "Und das ist die Gewichtung, die hier ein bisschen einen größeren Raum einnimmt."
Die Macher des Stückes wollen also komplexe Themen durch Musik zum Sprechen bringen - doch das gelingt ihnen zumindest in der ersten Hälfte des Stückes nicht unbedingt. Dafür sind die Lieder zu willkürlich und wenig eingängig.
Stimmlich toll sind die Sänger zwar, darunter die Protagonisten William von Baskerville (Yngve Gasoy-Romdal) und sein Schüler Adson von Melk (Máté Sólyom-Nagy). Erfreulich ist auch, dass eine der Mönchsrollen überraschenderweise mit einer Frau besetzt ist. Trotzdem spielen die Darsteller an diesem Abend nicht die Hauptrolle.
Am stärksten bleibt nach dem abrupten Ende das imposante Bühnenbild in Erinnerung. Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann hatte die 70 Treppenstufen zwischen Mariendom und Severikirche mit einem riesengroßen, bunten Jesus-Mosaik dekoriert. Es ist in einzelne Fragmente zersplittert, die sich teilweise verschieben und aufklappen lassen. Würde man die einzelnen Teile zusammenfügen, ergäben sie ein Mosaik, das in der Kathedrale von Cefalu auf Sizilien zu sehen ist. Nach dem vielen Regen glänzen sie am Freitagabend noch ein bisschen stärker als zuvor.