Recyclingöl: Die Innovation der Firma Hopf

Von Norbert Heimbeck
Mit dieser Maschine können ölige Abwässer auf besonders effiziente Weise gereinigt werden: Die Arbeit von Sebastian Kutzner von der Universität (links) und Karl-Michael Hopf vom gleichnamigen Unternehmen wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Es ist ein unappetitlicher Cocktail aus Wasser, Schmieröl und Salz, der ganz tief unten im Schiffsrumpf herumschwappt. Die Bayreuther Ingenieure Karl-Heinz und Karl-Michael Hopf wollen die "Zutaten" sauber trennen, energiesparend, umweltfreundlich, super-effizient. So kamen die beiden oberfränkischen "Landratten" dazu, für die Seeschifffahrt zu arbeiten.

 
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Offiziell sprechen die Ingenieure von einer Phasentrennanlage für Wasser/Öl/Salz-Emulsionen aus Schiffsabwässern. "Slopöl" nennt sich dieses Gemisch. Solche Flüssigkeiten entstehen aber auch in Autofabriken, bei Maschinenbauern und in diversen anderen Industrien. Um diese Abwässer-Öl-Emulsionen zu entsorgen, müssen die Bestandteile möglichst sauber getrennt werden. Mit herkömmlichen Verfahren bleibt am Ende ein Wasser-Öl-Gemisch von 50:50 übrig. Die Hopfs haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, auf einen Anteil von maximal zwei Prozent Wasser im Öl zu kommen. Das gesäuberte Öl ist für die Industrie wertvoll und soll als Basisrohstoff für Recyclingöl zurückgewonnen werden.

Das ist eine große Aufgabe für das Unternehmen der Familie Hopf, das 1906 gegründet wurde. In vierter Generation steht Karl-Michael Hopf an der Spitze, Senior Karl-Heinz ist vor wenigen Tagen 70 Jahre alt geworden. Rund 80 Arbeitsplätze bietet der Betrieb, der im Industriegebiet an der Autobahnausfahrt Nord in den Bereichen Entsorgung, Maschinenbau und Klimatechnik tätig ist. Die Entwicklung der neuen Phasentrennanlage wird vom Wirtschaftsministerium im Rahmen im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand ZIM gefördert.

Karl-Heinz Hopf erzählt: "Wir haben schon vor vielen Jahren für Firmen gearbeitet, die ölhaltige Abwässer entsorgen mussten. Das Problem: Der Prozess war nicht besonders energiesparend." Die Frage bewegte den Ingenieur seit Ende der 80-er Jahre. Doch der unternehmerische Alltag verhinderte, dass er sich intensiv damit beschäftigte. Zumal die Hopfs über eine Maschine verfügten, die zur Trennung solcher Emulsionen geeignet ist.

Und nun kommt Mario Böhm ins Spiel. Als Außenwirtschaftsberater der Handwerkskammer und der IHK arbeitet er schon 2004 mit den Hopfs zusammen, als die Firma den tschechischen Markt erschließen will. Man bleibt über Jahre in Kontakt. Böhm ist mittlerweile mit einer eigenen Unternehmensberatung selbstständig und kennt sich mit  Förderprogrammen für kleine und mittelständische Betriebe aus. Er stellt den Kontakt zur Universität her und kümmert sich um den Förderantrag für die Aufnahme in das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand ZIM des Bundeswirtschaftsministeriums. Tatsächlich wird das Bayreuther Unternehmen innerhalb kurzer Zeit in das Programm aufgenommen. Am Ende der Förderphase soll ein verkaufbares Produkt zur Verfügung stehen.

An der Universität arbeiten die Hopfs mit dem Zentrum für Energietechnik ZET zusammen. Markus Preißinger ist Geschäftsführer des ZET, das seit 2012 an der Bayreuther Ingenieursfakultät aufgebaut worden ist: "Bisher waren die TU München und die Uni Erlangen erste Ansprechpartner für bayerische Unternehmen in Fragen der Energietechnik. In Bayreuth bündeln jetzt neun Lehrstühle, die im Bereich der Energietechnik forschen und arbeiten, im ZET ihre Expertise." Der Lehrstuhl für Technische Thermodynamik von Professor Dieter Brüggemann und der Lehrstuhl chemische Verfahrenstechnik von Professor Andreas Jess arbeiten jetzt gemeinsam mit den Hopfs an der Optimierung des Reinigungsprozesses für die Ölmischungen. Beide Seiten profitieren vom Wissen der Partner.

Ziel ist es, das Öl möglichst gut zu reinigen. Der Prozess soll bei niedrigen Temperaturen ablaufen und deshalb möglichst wenig Energie brauchen. Markus Preißinger: "Ich bin überzeugt, dass wir die zwei Prozent schaffen werden. Es geht nur darum, das möglichst effizient zu tun." Die beiden Lehrstühle helfen den Handwerkern zunächst bei der Analyse der Emulsionen: "Das Slopöl gilt als Gefahrguttransport." Ölmischungen aus anderen Branchen sind zum Beispiel mit Spänen von Fräsmaschinen, mit Bromresten oder mit Resten von Emaillierungsprozessen versetzt.

Markus Preißinger sagt: "Wir sind schon sehr weit gediehen mit unserer Arbeit. Das zugrundeliegende Verfahren kennen wir von der Meerwasserentsalzung - die funktioniert auch mit niedrigen Temperaturen." Die Wissenschaftler vom ZET planen, sprudelnde Luft in das Slopöl zu pumpen. Dadurch soll das Wasser herausgelöst und beim Abkühlen aufgefangen werden. Eine Musteranlage steht bereits im Hopf'schen Betrieb. Nun geht es an den Feinschliff, weil man möglichst wenig Energie für den Prozess aufwenden will.

Karl-Michael Hopf ist wie sein Vater überzeugt, dass sie zusammen mit der Uni ihr ehrgeiziges Ziel erreichen werden: "Ich könnte mir auch vorstellen, unser Verfahren für die Lebensmittelindustrie umzustzen. Auch da muss man mit niedrigen Temperaturen arbeiten. Für Molkereiprodukte oder in der Saftherstellung wäre das denkbar."

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