Gute Sänger
Diese Inszenierung ist ein Ereignis. Coburg hat gute Sänger in seinem Aufgebot, im Chor ebenso wie als Solisten. Bachtadze ist ein fast schon zu vitaler Amfortas, mit allerdings schöner Strahlkraft und guter Vernehmbarkeit, Michael Lions Gurnemanz ein kerniger, nur selten angestrengter alter Weiser. Tünde Szaboki benötigt einen Aufzug, um sich freizusingen, ist aber insgesamt eine solide, in manchen Momenten vor allem des zweiten Aufzugs („was ihr das Lust und Lachen schuf“) eine glänzende Kundry. Roman Payers Parsifal wiederum ist nie ein fröhlicher Kindskopf, er ist, wenn schon kein Wissender, so doch ein Ahnender. Etwas matter, dunkler gefärbt als etwa zuletzt in Bayreuth Klaus Florian Vogt, überzeugt auch er mit ausgefeiltem Spiel und Deutlichkeit.
Mischklang, der nichts an Transparenz vermissen lässt
Die Blumenmädchenszene ist gut gelungen, man sieht dem Häschen umarmenden Parsifal glaubhaft ein Kindheitstrauma attestiert, was über spröde Töne im doch lieblichen Verführungsakt hinweghören lässt. Erstaunlich nah an Wagner sind die Coburger mit ihrer Nutzung des Theaterraums. Nicht nur von Bühne und Hinterbühne erklingt der Chor, sondern manchmal von oben, von den Rängen aus – eine verblüffende Raumwirkung.
Man ist dicht dran am Orchester, so dicht, dass man manchmal den Stab des Dirigenten Roland Kluttig über den Rand hinauszacken sieht. Es stört – überhaupt nicht. Kluttig gestaltet das Vorspiel langsam (ohne es zu zerdehnen) und findet dann in eine geschwindere Schrittzahl. Natürlich können die Wände dieses Hauses den Klang nicht wie das Festspielhaus atmen, ein bisschen weniger Parfüm aber schadet gar nicht: Kluttig leitet sein Orchester zu einem Mischklang, der nichts an Transparenz vermissen lässt.
Von der Rampe
Es ist natürlich einiges anders als von Wagner vorgeschrieben. Die Stimme Titurels (Felix Rathgeber) ertönt nicht aus einer Nische „wie aus einem Grabe heraufdringend“, sondern von der Rampe, wo Titurel mit dem Rücken zum Publikum sitzend das Walten seines Sohnes überwacht. Am Ende ist das nicht ein fröhliches Beisammensein gemeinsam Erlöster. Parsifal ist zurückgekommen, im orangenen Gewand eines heiligen Mannes aus Indien. Den Speer taucht er in den Gral, den Kundry emporhebt – die Aufhebung der Gegensätze. Die Ritter wie auch Amfortas und Gurnemanz haben da den Raum schon verlassen. Parsifal geht als Letzter, Gral und Lanze sind auf Titurels Sarg abgelegt. Alter Plunder.
Diese entgötterte Welt wird Mitleid dringender brauchen als weitere Erlöser.
Info:Nächste Termine: Sonntag, 23. April, Sonntag, 30, April, Donnerstag, 15. Juni, Sonntag, 18. und 25. Juni.