Popo-Klatscher schlagen sich vor Gericht

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Symbolfoto: dpa Foto: red

Normalerweise versohlen sie sich gegenseitig die Hintern. Aber im Moment streitet sich die Spanking-Szene Deutschlands vor Gericht. Es geht um Beiträge und Behauptungen in Foren. Und hinter allem steckt wohl eine Frau.

 
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Seit Jahren tobt ein Streit unter den Popo-Klatschern, das sich im Fachsprech „Spanking“-Szene nennt. Sie versohlen sich gegenseitig die Hintern, um die sexuelle Lust zu steigern, eine Spielart des Sado-Maso-Sex. Einer der beiden Streithähne ist Tim (53, Name geändert) aus der Fränkischen Schweiz. Er betreibt von seinem idyllischen Heimatort aus ein Internetforum, in dem Bilder, Wünsche und alles sonst nicht ganz so Jugendfreie zum Thema ausgetauscht werden.

In der letzten Zeit allerdings scheint es, dass die Popo-Klatscher ein neues Lieblingsthema hätten. In der Tat beschäftigt sich das Forum, wenn man die Anzahl der Artikel anschaut, mehr mit einem Rechtsstreit als mit seinem eigentlichen Thema.

Es hagelte Anzeigen

Der gegnerische Popo-Klatscher, Rainer K. (51), betreibt im weit weniger idyllischen Dortmund ebenfalls ein Internet-Forum mit „intimen und delikaten Inhalten“. Dort soll K. aber nicht nur kräftig gegen Tim ausgeteilt haben, sondern ihn auch aus seiner sonst geschützten Popo-Klatscher-Anonymität herausgezerrt haben. Mit Namensnennungen und Outings von anderen Mitgliedern sowie Behauptungen, die sich Tim so gar nicht gefallen lassen will. Daneben flossen Fotos von Spanking-„Partys“. Das Gleiche übrigens wirft K. dem Fränkischen Seitenbetreiber vor.

Es hagelte Anzeigen (von gegenseitigen Beschimpfungen ganz zu schweigen), es gab in der Szene eine Unterlassungsklage, es gab auch Anzeigen wegen angeblich kinderpornografischer Darstellungen (alle eingestellt), dann eine einstweilige Verfügung. Jetzt musste das Amtsgericht Bayreuth über die Popo-Klatscher urteilen. Ein schwieriges Unterfangen. „Ich versteh den Grund nicht“, wunderte sich die Richterin. Es sei nicht der richtige Weg, diese Auseinandersetzungen über das Internet auszutragen. „Das gilt für beide.“

Die Popo-Klatscher vermieden vor Gericht Blickkontakt

Seit Jahren streiten sie, doch vor Gericht sahen sich die beiden Popo-Klatscher zum ersten Mal. Sie vermieden Blickkontakt, jeder blätterte ernst in seinen Akten. Das Hin- und Her der beiden Popo-Klatscher vor Gericht lässt vermuten, wie es im Internet zwischen beiden zugeht: "Er hat." "Nein, er hat." "Er soll nicht." "Nein, er soll." „Die gesamte Szene wäre froh, wenn sie vor Tim Ruhe hätte.“ „Die gesamte Szene wäre froh, wenn sie vor K. ihre Ruhe hätte.“

Sich vielleicht einfach gegenseitig in Ruhe lassen?

„Ich kann die deutsche Spanking-Szene nicht neu ordnen“, seufzte die Richterin. Und schlägt vor: Sich einfach gegenseitig in Ruhe zu lassen. „Schreiben Sie sich in privaten Emails an, da können sie sich beschimpfen.“

Ergebnis: Ein Vergleich. Die beiden dürfen nichts mehr mit Klarnamen und anderen persönlichen Daten des anderen veröffentlichen in ihren Foren. Sonst könnten einige tausend Euro fällig werden.

Liebe ist eben härter als jeder Schlag auf den Popo

Hintergrund des Streites ist übrigens – eine bekannte Frau der Szene, Tanja (40). Um die Deutungshoheit ihres Verhaltens hat sich zwischen den beiden Seitenbetreibern aus der Fränkischen Schweiz und aus dem Ruhrpott schon seit Jahren ein Streit entzündet. Ein bisschen Liebe ist auch noch im Spiel gewesen, vielleicht auch jetzt noch. Das gibt aber keiner zu, obwohl sie bei beiden in Gesprächen sehr oft vorkommt. „Nur Freundin“, sagt der eine. „Es war mal ein Verhältnis", sagt der andere. Für eine Frau, die es in beider Leben angeblich gar nicht mehr gibt, ist sie sehr oft Thema. Liebe ist eben härter als jeder Schlag auf den Popo.

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