Plus 3,8 Prozent Steigende Gewalt gegen Oberfrankens Polizisten

Symbolfoto: Martin Schutt/dpa Foto: Verwendung weltweit

BAYREUTH. 627 Mal sind oberfränkische Polizisten im Jahr 2017 attackiert worden. Dies belegt laut dem aktuell veröffentlichten Lagebild „Gewalt gegen Polizeibeamte“ des bayerischen Innenministeriums erneut, dass Einsatzkräfte vermehrt in das Visier von Gewalttätern geraten, heißt es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums für Oberfranken.

 
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Im Vergleich zu 2016 bedeute dies für Oberfranken eine Steigerung um 3,8 Prozent. 178 Beamte zogen sich bei den körperlichen Übergriffen zum Teil schwere Verletzungen zu. Pro Woche gebe es im Durchschnitt zwölf Fälle.

Das Aufbegehren gegen polizeiliche Maßnahmen beginne bereits bei geringfügigen Eingriffen wie Identitätsfeststellungen und eskaliere mitunter bei Platzverweisen, Gewahrsamnahmen oder Festnahmen. Oft liefern Maßnahmen im Zusammenhang mit kleineren Bagatelldelikten gewaltbereiten Bürgern bereits Anlass genug, ihrer Aggression und Respektlosigkeit freien Lauf zu lassen, heißt es.

Hohe Aggressionsbereitschaft

Mit welcher Gewaltbereitschaft oberfränkische Beamten konfrontiert werden, zeige die statistische Auswertung auch für das Jahr 2017. Demnach stellten in einem Fall Polizisten einen Angreifer mit einer scharfen Schusswaffe fest, und acht Mal hatte das polizeiliche Gegenüber eine Hieb- oder Stichwaffe dabei, mit der der Täter zum Teil gedroht oder sie sogar gegen die Beamten eingesetzt hatte.

Die sonstigen körperlichen Übergriffe erfolgten in 118 Fällen durch Schläge mit der Hand oder Faust und 112 Mal durch Treten. 15 Mal führten die Angreifer einen Kopfstoß aus und in 23 Fällen wurden die Polizisten vom Gegenüber gebissen. In sieben Fällen setzten Personen ein Kraftfahrzeug gegen die Ordnungshüter ein.

Meist handele es sich bei den Straftaten um Widerstandshandlungen, Beleidigungen, Körperverletzungsdelikte und Bedrohungen. Knapp die Hälfte der Übergriffe habe auf öffentlicher Straße stattgefunden, gefolgt von Privatwohnungen und Grundstücken sowie innerhalb der Polizeidienststelle. Eher seltener stellen Gaststätten oder Diskotheken die Tatorte dar.

Zu einem versuchten Tötungsdelikte zum Nachteil einer Polizeibeamtin kam es laut Mitteilung Anfang Oktober 2017, als eine Streifenbesatzung der Bamberger Polizei zu einer Streitigkeit unter zwei Männern in eine Disko gerufen wurde. Als die Kontrahenten von den Einsatzkräften getrennt und fixiert wurden, kam ein 25-Jähriger seinem Bekannten zu Hilfe und griff eine 26-jährige Polizeibeamtin an. Er würgte die Polizistin mit bloßen Händen bis zur Atemnot, bevor weitere Unterstützungskräfte ihre Kollegin aus den Griffen des 25-Jährigen befreien konnten. Der Mann aus dem Landkreis Bamberg muss sich unter anderem wegen versuchten Totschlags strafrechtlich verantworten.

Polizeibeamte durch Übergriffe verletzt

Bei den 627 Übergriffen im Jahr 2017 in Oberfranken (2016: 604) waren 1470 Beamte und damit rund 70 Prozent der oberfränkischen Polizeivollzugsbeamten betroffen. Während zwar der Großteil dieser Polizisten die Attacken körperlich unbeschadet überstand, zogen sich dennoch 178 Beamte bei körperlichen Übergriffen zum Teil schwere Verletzungen zu, die insgesamt etwa 240 krankheitsbedingte Ausfalltage nach sich zogen. Dies entspräche umgerechnet dem Ausfall eines Polizeibeamten für ein ganzes Jahr.

Berauschte Angreifer

Die Erhebungen für das Jahr 2017 zeigen erneut, dass das Kriterium Alkohol bei gewaltsamen Übergriffen auf Polizeibeamte den Aggressionsverstärker Nummer eins darstellt. Knapp drei Viertel der Täter standen bei den Übergriffen unter dem Einfluss berauschender Mittel, wobei der Großteil übermäßig Alkohol konsumiert hatte.

Beleidigungen gegenüber Polizeibeamten nehmen inzwischen weit mehr als ein Drittel der Gesamtdelikte ein und stehen neben ganz konkreten Bedrohungen bereits auf der Tagesordnung. Über 80 Prozent der überwiegend deutschen Täter waren Erwachsene, über zehn Prozent Heranwachsende und etwa sechs Prozent Jugendliche.

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