Piwernetz rät Frauen: "Traut Euch!"

26.02.2016, Bayreuth, Stadthalle, Verabschiedung Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Ernennung zur Regierungspräsidentin, Heidrun Piwernetz, Joachim Herrmann, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Oberfrankens neue Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz spricht anlässlich des Weltfrauentags im Kurier-Interview über Frauen, Karriere und Chancen.

 
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Sie sind die erste Regierungspräsidentin in Oberfranken, Sie haben in den vergangenen Jahren immer Führungspositionen inne gehabt. Haben Sie das gezielt angestrebt oder hat sich Ihre Karriere so entwickelt?

Heidrun Piwernetz: Das hat sich entwickelt. Gezielt angestrebt habe ich aber schon meine persönliche und berufliche Fortentwicklung. Da hatte ich aber auch Vorgesetzte, die mir Chancen für Veränderugnen gegeben haben. Das war zum Beispiel so, als ich nach nur zwei Jahren Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken wurde. Das hätte ich so alles nicht planen könne.

Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Fähigkeit, um eine verantwortungsvolle Stelle zu übernehmen?

Piwernetz: Da gibt es nicht nur eine. Das ist eine Kombination aus Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit, Freude an Teamarbeit, mit anderen an Lösungen arbeiten zu wollen und Durchhaltevermögen.

Was sagt eigentlich Ihr Mann dazu, dass seine Ehefrau seit Jahren in leitenden Positionen arbeitet?

Piwernetz: Mein Mann ist ja selbst auch sehr erfolgreich unterwegs und seit vielen Jahren in leitenden Positionen, derzeit ist er Kommunalabteilungsleiter im Innenministerium. Er konnte immer gut nachvollziehen, wenn ich berufliche Angebote gekriegt habe und hat das immer unterstützt, wie auch jetzt diesen Wechsel. Wir haben die Entscheidungen immer gemeinsam getroffen.

Was können Frauen in Führungspositionen besser als Männer?

Piwernetz: Darauf habe ich keine generelle Antwort. Ich glaube, es ist eher eine Typfrage. Da sind die Menschen unterschiedlich und so führen sie auch unterschiedlich.

Welche Vorteile und Nachteile haben Sie in Ihrer bisherigen Karriere erfahren, weil Sie eine Frau sind? Gab es beispielsweise Respektlosigkeiten Ihnen gegenüber?

Piwernetz: Das würde ich so nicht sagen. Heutzutage ist es kein Nachteil mehr, eine Frau zu sein, aber es ist alleine auch nicht ausreichend. Das Thema war eher das Alter. Wenn man jung in bestimmte Positionen kommt, muss man sich auf andere Generationen einstellen können. Respektlosigkeit ist mir nie wiederfahren.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach nicht mehr Frauen in Führungspositionen?

Piwernetz: Das ist eine gute Frage. Ich denke, dass bei allen Fortschritten, die es gibt, ein Teil immer noch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist. Sie macht es Frauen schwer, die Chancen zu nutzen. Aber auch da wird sehr viel getan. Ich denke, dass in Zukunft die Familienfreundlichkeit der Schlüssel ist.

Welchen Rat geben Sie jungen Frauen mit auf den Weg, die gern Karriere machen wollen?

Piwernetz: Vor allem würde ich sagen: Traut euch! Sie sollten beherzt die Chancen ergreifen, die sich bieten. Es  gibt auch viel Unterstützung, die man sich holen kann, zum Beispiel durch Mentoringprogramme.   

Das Gespräch führte Andrea Pauly

Zur Person:

Heidrun Piwernetz, geboren 1962 in Bayreuth, begann ihre Karriere bei der Regierung von Oberfranken im Januar 1988. Ab Mai 1990 war deren Pressesprecherin. Von dort wechselte sie nach zwei Jahren als Pressereferentin ins Bayerischen Innenministerium, anschließend in die Bayerische Staatskanzlei. Im Oktober 1996 wurde sie persönliche Referentin des damaligen Innenministers Dr. Günther Beckstein und Leiterin des Ministerbüros. Im März 2000 wurde sie Regierungsvizepräsidentin von Unterfranken, fünf Jahre später übernahm sie die gleiche Aufgabe in Oberbayern. Von Februar 2007 bis April 2010 leitete sie die Vertretung des Freistaats Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel, von  2010 an die Vertretung des Freistaats beim Bund. Seit 2012 war sie als Generallandesanwältin die Leiterin der Landesanwaltschaft.

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