Pfarrer diskutieren mit Paaren, wie das Eheglück von Dauer sein kann Traugespräch ist Quell des Eheglücks

Von Renate Allwicher
Traugespräche führen Otto und Susanne Guggemos, das Pfarrerehepaar aus Heinersreuth, in ihrem Wohnzimmer. Dort steht eine Zweisitzer- und eine Dreisitzercouch. "Wir beobachten das jetzt schon lange", sagen sie: "Die jungen Paare, Anfang 20, setzen sich immer Schulter an Schulter auf den Zweisitzer, die älteren, über 30, auf den Dreisitzer." Für Otto und Nanni Guggemos, um die 40, blieb für's Foto der Einsitzer übrig. Foto: Renate Allwicher Foto: red

Die Heinersreuther Pfarrersleute Otto und Susanne Guggemos halten das Traugespräch mit jungen Leuten gemeinsam. Vier Ohren hören mehr als zwei, sagen sie. Für das Eheglück kann das nur gut sein. 

 
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Ja!“ Sie oder er hat gefragt und der oder die andere hat ja gesagt! Wer sich entschieden hat, zu heiraten, gilt hierzulande meist als Glückspilz. Eine Zukunft voll nicht endender Liebe und Leidenschaft liegt (vielleicht) vor ihm. Und ein Traugespräch beim Pfarrer – und manchmal auch mit dessen Frau.

Seit 20 Jahren verheiratet

So halten es die Heinersreuther Pfarrersleute Otto und Susanne Guggemos: „Wir führen Traugespräche, wann immer es zeitlich geht, gemeinsam.“ Das liegt nicht etwa daran, dass bei diesem Ehepaar nicht nur der Pfarrer selbst Theologie studiert hat (in Kiel, Erlangen, Vancouver und Tübingen), sondern auch seine Frau in Erlangen, Tübingen, Berlin und Neuendettelsau. Das liegt vielmehr daran, dass vier Augen mehr sehen als zwei, erklärt Otto Guggemos – und weil es für die beiden einfach selbstverständlich ist. „Ich frage mich wirklich, warum das nicht üblich ist, denn jede Frau, die selbst verheiratet ist, könnte etwas zur Ehe sagen – und oft etwas anderes als der Mann“, sagt Susanne Guggemos. Ein Paar sind die Guggemos seit über 20 Jahren, verheiratet seit dem Jahr 2004. Sie haben vier Kinder.

Das Glück soll für immer bleiben

Das Glück einer Ehe langfristig zu erhalten, ist eines der Ziele eines Traugesprächs. Es geht nicht darum, welche Lieder in welcher Reihenfolge in der Kirche gesungen werden. „Wir sprechen über die Ehe, die Liebe und über Gott – einen Abend lang bleibt die Hochzeitsplanung außen vor“, erzählt Otto Guggemos. Ausgehend von Bibeltexten kommen sie ins diskutieren. „Am Anfang sind die Paare meist etwas vorsichtig, aber wenn es gut läuft, denkst du hinterher, du hättest einen schönen Abend mit Freunden in einer Kneipe gehabt“, sind sich die beiden einig. „Und ich bin mir sicher, wer einmal so ein Gespräch geführt hat, der traut sich später, in einer Krise, diese Themen wieder anzuschneiden – ob miteinander oder mit Helfern von außen“, sagt Susanne Guggemos.

Die Verantwortung des Stärkeren

Das Verhältnis zu den Schwiegereltern sei ein Thema, das immer mal wieder diskutiert werde: „Die Frau steht an erster Stelle“, sagt Otto Guggemos – „der Mann soll Vater und Mutter verlassen“, so stehe es schon in der Bibel. Dass Kinder auch zwischen den Eltern stehen können, ist ein anderes Thema, dass sie immer ansprechen. „Gleichberechtigung liegt in der Verantwortung des Stärkeren – das ist mir in diesem Zusammenhang sehr wichtig“, sagt Otto Guggemos.

„Dadurch, dass nun mal Frauen die Kinder kriegen, begeben sie sich oft in eine größere Abhängigkeit als andersherum. Das ist so – auch wenn ich mich früher oft selbst immer gegen dieses patriarchalische Bild in der Bibel innerlich gewehrt habe.“

Reden, reden, reden

Guten Rat zum Weitergeben holt sich Otto Guggemos bei Ehepaaren, die schon einen langen gemeinsamen Weg hinter sich haben und glücklich zusammen sind – bei goldenen oder diamantenen Hochzeitern. „Reden, reden, reden“, habe ihm einmal ein 80jähriger Mann auf die Frage nach dem Geheimnis seines Eheglücks geantwortet. Ein Russlanddeutsches Ehepaar sagte ihm bei der Silberhochzeit, die es schon mit Mitte 40 feierte: Die Deutschen überlegen immer so lange – dann wird man so auswählerisch.“

Eine perfekte Wortschöpfung, findet Otto Guggemos: Wer immer glaubt, er könne etwas noch Besseres finden, schade seiner Seele. Die Fähigkeit zu lieben gehe dadurch kaputt. „Früher hat man genommen, was man derlaufen konnte“, sagte ihm ein anderer Jubilar. Ein wichtiger Punkt, findet Guggemos: Früher haben die Ehepartner Verantwortung füreinander übernommen ohne die extreme Erwartungshaltung, den Traumpartner für jede Lebenslage zu finden. „Da gab es auch noch nicht so viele Hollywood-Filme“, sagt Susanne Guggemos.

Romantische Heirat

Heute ist manches anders. „Alle, die heute heiraten, wollen tatsächlich heiraten – die müssen das nicht“, sagt Guggemos. Diese romantische Art, den Partner zu suchen, habe viele Vorteile. „Aber dann muss man wirklich umschalten, wenn man heiratet“, betont Guggemos. Eine Heirat sei heute immer noch, auch bei Paaren die schon lange zusammen leben, eine Entscheidung zur Langstrecke. „Die Ehe ist kein Selbstläufer, kein Hafen. Sie ist ein Schiff, das auch mal durch einen Sturm gesteuert werden muss – das ist anstrengend. Heiraten ist letztlich eine gute Methode, eine Beziehung zu klären. Sich zu überlegen, will ich jetzt vor oder zurück‘“, sagt Otto Guggemos. „Manche trennen sich angesichts dieser Frage dann auch.“

Ewige Liebe versprechen

„Wir versprechen uns bei der Trauung nicht die ewige Liebe, sagt Otto Guggemos: „Wir versprechen uns, alles dafür zu tun, dass die Liebe bleibt.“ Dazu gehöre die Einsicht, dass man sich die Liebe des anderen verdienen muss. Herauszufinden, was ist mir wichtig, was ist dem anderen wichtig. Sich immer wieder die Frage zu stellen: Wie kann ich sein, dass du dich neu in mich verlieben kannst. Guggemos: „Das ist alles, was ich wirklich versprechen kann: Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Liebe bleibt.“ Und damit auch das Glück.

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