Zwölfwöchige intensive Vorbereitung
Mentale Stärke allein reicht aber natürlich nicht: „Körperlich unvorbereitet in einen Marathon zu gehen, ist fahrlässig“, mahnt Popp. Über zwölf Wochen zieht sich seine Vorbereitung für einen Wettkampf hin: „Anfangs habe ich mir den Rat von erfahreneren Läufern geholt, aber mittlerweile mache ich meinen eigenen Plan.“ Etwa 60 bis 70 Kilometer läuft er dann pro Woche mit einer Steigerung auf 80 bis 90 in den letzten beiden Wochen – verteilt jeweils auf meistens fünf, manchmal auch sechs Trainingseinheiten.
Doch auch in den Zwischenphasen ohne Wettkampf sind immer noch drei bis vier Läufe pro Woche obligatorisch, begleitet von Gymnastik für den Oberkörper. Dass dabei immer das umfassende Glücksgefühl garantiert ist, behauptet nicht einmal der leidenschaftliche Läufer Oliver Popp: „Bei Dunkelheit, minus fünf Grad und leichtem Schneefall, ist der Kampf gegen den inneren Schweinehund schon manchmal schwer.“
Die Einsamkeit beim Training, die sein Pensum zwangsläufig mit sich bringt, stört ihn dagegen nicht: „Dadurch wird man erst recht ganz eins mit seinem Körper und Geist.“ Am deutlichsten habe er das empfunden beim Lauf in der Wüste Negev: „Da gab es keinerlei Ablenkung, nicht mal Geräusche. Man denkt an nichts anderes als den Becher Wasser in fünf Kilometern Entfernung.“
Der Genuss mit 50 000 anderen zu laufen
Der objektiv messbare Erfolg spielt dagegen bei Popps Motivation keine große Rolle: „Man freut sich natürlich, wenn man innerhalb der Altersklasse mal auf dem Podest steht, aber das ist nicht vorrangig. Um schon allein unter den Altersgenossen zur absoluten Spitze zu gehören, habe ich einfach auch zu spät angefangen.“ Wie wichtig ein Läufer seine Zeit nimmt, solle er vor dem Start entscheiden: „In New York wollte ich es einfach genießen, zusammen mit 50 000 anderen zu laufen. Das war mir Glück genug. Wenn man aber nicht mit dieser Einstellung startet, dann hat man nicht einmal in Paris einen Blick für den Eiffelturm. Das war auch für mich ein Trugschluss.“
Bei seinem nächsten Ziel wird sich Oliver Popp wieder entscheiden müssen, ob er den vielen Eindrücken am Wegesrand widerstehen kann. Mitte Januar beginnt seine Vorbereitung, um sich Mitte April wieder einmal einer neuen Herausforderung zu stellen: „Dann starte ich beim allerersten Marathon in Teheran.“