Die Angst vor der „Wiesn-Grippe“
Die Coronalage und die mögliche Virusentwicklung stimmen Reiter sehr bedenklich. Es könnte zu einer neuen Welle kommen, die bevorzugt im Herbst beginnt. Auch sind weitere gefährlichere Mutationen des Virus möglich. Das Oktoberfest wird von etwa sechs Millionen Menschen besucht. Vor allem in den großen Festhallen sind die eng aufeinander feiernden Menschen hohen Infektionsrisiken ausgesetzt. Schon vor Corona gab es den Begriff der „Wiesn-Grippe“.
Eindringlich beschreibt Reiter, wie er sich von der Coronapolitik des Bundes und des Freistaates bei der Wiesn-Entscheidung im Stich gelassen fühlt. Mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe er seit vergangenem Sonntag dreimal telefoniert. Dieser habe ihm bescheinigt, für Veranstaltungen wie das Oktoberfest gebe es ein „Restrisiko“. Aber: Die Beschränkungen seien aufgehoben. Der Freistaat wiederum weigert sich, einzelne Städte oder Kreise als Hotspot-Gebiete auszuweisen, in denen wieder mehr Vorschriften gelten würden.
Kurzfristige Absage nicht ausgeschlossen
Bis zum geplanten „O’zapft is“ am 17. September um zwölf Uhr durch den Oberbürgermeister kann bei der Corona-Entwicklung einiges passieren, das auch die Wiesn tangiert. Das Fest steht noch auf sehr unsicheren Füßen. Reiter hält es vor allem für ein Unding, dass nicht an den Eingängen gemäß einer G-Regelung kontrolliert werden darf. Neben den Münchnern kommt halb Deutschland zum Oktoberfest, ebenso wie Besucher aus unzähligen anderen Ländern.
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Sollte die Virusgefährdungssituation wieder bedrohlich werden und die Kliniken wegen Coronafällen überlastet sein, will Reiter auch eine kurzfristige Absage des Festes nicht ausschließen. Die Verträge mit den Wirten und den Schaustellern würden so abgefasst, dass dies zum unternehmerischen Risiko gehöre und der Stadt München keine Kosten entstünden.
Die Rahmenbedingungen für die Wiesn sind, so Reiters Fazit, „nicht geeignet, um Luftsprünge zu machen“. Er meint: „Ich hoffe auf eine fröhliche Wiesn für alle, die hingehen möchten.“ Am Ende wird er noch auf ein sehr münchnerisches Thema angesprochen: den Bierpreis auf dem Oktoberfest. 2019 lag er bei durchschnittlich 11,30 Euro für die Maß. Ob auch angesichts der Inflation eine deutliche Erhöhung droht? Reiter ruft die Wirte in diesem Jahr zur Mäßigung auf.