Oberbürgermeister Schramm: Wegen starker Auslastung wären Millioneninvestitionen nötig gewesen Schlachthof kündigt Großkunden

Von Peter Engelbrecht
Schlachthofchef Dirk Grühn verminderte das Defizit. Foto: Melitta Burger/Archiv Foto: red

Der kommunale Schlachthof der Stadt Kulmbach hat sich seit Januar von einem Großkunden getrennt. Das bestätigte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). Dabei hatte die Firma Fränkische-Gusto GmbH aus dem unterfränkischen Burgpreppach die Schlachtzahlen deutlich gesteigert und damit das Defizit des Schlachthofes verringert.

 
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“Der Großschlächter hat am Anfang ganz gut zu uns gepasst“, erläuterte Schramm. Die Firma habe aber dann die ursprüngliche Zahl von 500 Rindern pro Jahr erheblich gesteigert. Beim Überschreiten bestimmter Schlachtkapazitäten sei eine EU-Zertifizierung mit Investitionen in Millionenhöhe unter anderem in die Lüftung und weitere Kühlräume notwendig, sagte Schramm. Diesen Schritt habe die Stadt nicht gehen wollen. „Wir wollen den Schlachthof für heimische Metzger und Bauern erhalten, der finanzielle Aufwand und das Risiko sollen im Rahmen bleiben“, betonte er. Die notwendigen Investitionen sollten nach und nach erfolgen, es seien aber keine Millionen.

Mehr als 4000 Rinder geschlachtet

Nach Angaben der Stadt sind die Schlachtzahlen stark gestiegen. 2014 habe die Fränkische-Gusto GmbH 2000, im vergangenen Jahr schließlich mehr als 4000 Rinder schlachten lassen. Das waren etwas über die Hälfte aller geschlachteten Rinder. Bei Schweinen habe der Gusto-Anteil knapp 20 Prozent betragen. Detaillierte Schlachtzahlen wollte die Stadt nicht mitteilen.

Wäre die Stadt den Expansionskurs mitgegangen, hätte sie mehr Personal anstellen müssen und wäre in eine „gewisse Abhängigkeit“ zum Großschlächter geraten, sagte Schramm. Durch die Konzentration auf heimische Kunden sei die Auslastung sichergestellt. Das Defizit sei schon vor dem Einstieg des Großschlächters reduziert worden. So habe der Schlachthof durch viele Maßnahmen Kosten gedrückt, etwa neue Kunden gewonnen und einen eigenen Kühllastwagen zum Ausliefern von Fleisch angeschafft.

Das aktuelle jährliche Defizit des Schlachthofs bezifferte Schramm auf einen fünfstelligen Betrag. Als Dirk Grühn die Leitung des Schlachthofes 2009 übernommen hatte, lag das jährliche Minus laut Medienberichten bei einer halben Million Euro, vier Jahre später waren es rund 70 000 Euro. Dem Vernehmen nach soll der Großschlächter aufgrund der Menge Sonderpreise ausgehandelt haben. Dadurch sollen gerade einmal die Fixkosten gedeckt, aber keine Gewinne erzielt worden sein.

Sie wisse noch heute nicht, warum die Zusammenarbeit aufgekündigt worden sei, sagte die Geschäftsführerin der Fränkische-Gusto GmbH, Elke Dellert. Der Fleischgroßhändler lässt jetzt andernorts schlachten, wo, dazu wollte sich Dellert nicht äußern. Mit dem Kulmbacher Schlachthof und dessen Chef Dirk Grühn habe immer „ein Superverhältnis“ bestanden.

Info: Der Kulmbacher Schlachthof beschäftigt acht städtische Mitarbeiter. Hinzu kommen 14 Beschäftigte einer Hofer Firma, die als Lohnschlächter arbeiten. Diese Zahlen nannte Hauptamtsleiter Uwe Angermann. Die Stadt hatte ihre zehn eigenen Lohnschlächter, die teilweise seit Jahrzehnten beschäftigt waren, im Februar 2015 gekündigt.

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