Carlos und Dani, zwei 16-jährige Jungen, beobachteten nach eigenen Worten von einem nahe gelegenen Park aus "fassungslos", wie sich das Feuer am Donnerstagnachmittag binnen Minuten Richtung Dach hinauf fraß. "Es züngelte an den Metallplatten der Fassade entlang oder dahinter, aber immer nach oben", sagte Carlos der Zeitung "El País". Die beiden berichteten auch von den Menschen, die auf ihren Balkonen um Hilfe schrien. Als Feuerwehrleute mit Drehleiter und Rettungskorb zwei Bewohner von einem bereits von den Flammen bedrohten Balkon retteten, applaudierten und jubelten die Menschen vor dem Gebäude.
Erinnerung an die Grenfell-Brandkatastrophe
Die Bilder aus Valencia erinnerten Ingenieur Higuera an die Grenfell-Brandkatastrophe in London. Im Juni 2017 waren bei einem Hochhausbrand 72 Menschen ums Leben gekommen. Auch dort hatte sich das Feuer rasend schnell über die Fassadendämmung ausgebreitet.
Nach Angaben der Brandschutzexpertin Esther Puchadas, die das Haus in Valencia zertifiziert hatte, war die Fassade mit Polyurethan isoliert. Das habe als Brandbeschleuniger gewirkt. Angesichts der Brandkatastrophe müsse die Zulassung dieses Dämmstoffs überdacht werden, sagte sie dem TV-Sender À Punt. Higuera bezeichnete den Dämmstoff als "festes Benzin".
Mit dem ersten Tageslicht wurde am Freitag das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Von der erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Wohnanlage, von der ein Flügel 14 Stockwerke und der andere zwölf Stockwerke hoch ist, blieben nur verkohlte Fassaden vor einem Gerippe aus Stahlbeton zurück. "So eine Tragödie hat Valencia noch nicht erlebt", sagte Valencias Bürgermeisterin María José Catalá und rief eine dreitägige Trauerzeit für die Stadt aus.
Regierungschef in Valencia
Die Brandkatastrophe löste in ganz Spanien Bestürzung aus. TV-Sender berichteten live in Sondersendungen. Regierung und Opposition drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus und sagten den Geschädigten Unterstützung zu. Am Freitag reiste Regierungschef Pedro Sánchez zum Unglücksort und sicherte den Betroffenen staatliche Hilfe zu. Einige der nun obdachlosen Bewohner kamen bei Angehörigen oder Freunden unter, andere wurden in Hotels und Pensionen gebracht.
Wegen des Großbrands wurden auch die für das Wochenende geplanten Fußballspiele von Clubs der Stadt abgesagt. Der spanische Fußballverband RFEF habe einer entsprechenden Bitte des Erstligisten Valencia CF stattgegeben, teilte der Verein mit. Die Mannschaft, die derzeit auf dem achten Tabellenplatz liegt, hätte am Samstag gegen den Granada CF (vorletzter Tabellenplatz) antreten sollen. Auch die Begegnung des Zweitligisten UD Levante ebenfalls am Samstag gegen den FC Andorra wurde abgesagt. Nun müssten neue Termine gefunden werden.
Die spanische Liga kündigte zudem an, dass bei allen Spielen an diesem Wochenende eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten werde.