Der Anlass dieser Forderungen: 2009 zahlte der Bund noch 38,1 Milliarden Euro Kreditzinsen an die Banken. Im vergangenen Jahr waren es laut Finanzbericht 2016 des Ministeriums lediglich 23,2 Milliarden - obwohl der Schuldenberg der Bundesregierung von über einer Billion Euro seitdem weiter gewachsen ist.
Wie sehr der Bund von der Nullzinspolitik profitiert, macht eine andere Rechnung noch sehr viel deutlicher: der Vergleich mit den ursprünglichen Befürchtungen im Hause Schäuble. So prophezeiten die Bundeshaushälter im Jahr 2011 für 2015 noch eine Zinsbelastung von 49 Milliarden Euro, nachzulesen unter anderem im damaligen Jahresbericht des Bundesrechnungshofs. Tatsächlich wurde dann weniger als die Hälfte dieser Summe fällig.
Für die Bürger wiederum sind die tatsächlichen Nullzins-Verluste weit höher als nur die verlorenen Zinsgutschriften auf dem Sparbuch. Nicht enthalten in den monatlich veröffentlichten Zahlen der Bundesbank zu den Spareinlagen sind die Verluste bei Bausparverträgen, Lebensversicherungen und anderen Kapitalanlagen.
«Die anhaltende Niedrigzinsphase bringt zunehmend die persönliche Lebensplanung von Millionen Bundesbürgern in Gefahr», kritisiert Sparkassenpräsident Fahrenschon. «Viele Menschen sehen es realistisch und gehen daher davon aus, dass sie wegen fehlender Zinserträge nicht mehr zum vorgesehenen Zeitpunkt in Rente gehen werden können.»
Ein Bundesland hat vergleichsweise wenig von der Nullzinspolitik: Bayern. Die Schulden der Staatsregierung sind mit knapp 30 Milliarden im Ländervergleich vergleichsweise niedrig, so dass dementsprechend auch die Zinsausgaben geringer ins Gewicht fallen als anderswo. Für kommendes Jahr sind im Stammhaushalt - ohne die Belastung durch die BayernLB - 419 Millionen Euro Zinsausgaben veranschlagt. «Den Rückgang der bayerischen Zinsausgaben verdanken wir nicht der EZB, sondern der massiven Schuldentilgung in den letzten Jahren», sagt Söder. Bis Ende 2018 will die Staatsregierung 4,6 Milliarden Euro alter Schulden abgezahlt haben.
dpa