Thema USA/EU: Wieder Freunde

Von Detlef Drewes

Nichts eint zwei Partner, die sich miteinander überworfen haben, mehr als ein gemeinsamer politischer Gegner. Im Schatten der Krim-Krise haben Europa und die USA wieder zusammengefunden.

 
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Ob Abhöraffäre oder Krach um das künftige Freihandelsabkommen – nichts davon sollte dieses Brüsseler Kurztreffen, das am Ende gerade mal 90 Minuten dauerte, trüben. Der Schulterschluss war leicht zu schaffen: Für Washington ist die EU so etwas wie die Speerspitze Richtung Moskau. Die Europäer wiederum können die Rückendeckung des mächtigen Verbündeten nur allzu gut gebrauchen. Schließlich dürfte der Freund jenseits des Atlantiks auf Dauer sogar eine Hilfe bei der Beseitigung der energiepolitischen Abhängigkeit von Russland sein. Auch wenn das, wie Obama richtig sagte, „nicht über Nacht“ geht.

Washington scheint mehr denn je verstanden zu haben, dass man die Beziehungen nach Europa nicht stabilisiert, indem man hier als Oberlehrer und Vormund auftritt. Jahrelang ließ man die Europäer mit ihren Forderungen zu Klimaschutz, Verbraucherfragen, Binnenmarkt und Datenschutz einfach ins Leere laufen. Man konnte sich sicher sein, dass die EU bei der Stange blieb. Das ist nicht mehr so. Die Macht des mit 500 Millionen Verbrauchern stärksten Marktes der Welt ist gewachsen. Hinzu kommen überzeugende diplomatische Erfolge der EU – beispielsweise im Konflikt mit dem Iran, wo die USA bereits die Säbel rasseln ließen. Tatsächlich haben sich jetzt zwei wiedergefunden, die einander fremd geworden waren.