Gleichzeitig sind Wale wichtige Klimaschützer: "Sie durchmischen Nährstoffe im Meer und fördern durch ihre Ausscheidungen das Wachstum von Phytoplankton, das mehr als die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs produziert", heißt es auf der Webseite der Organisation Whale and Dolphin Conservation (WDC). Ihre Körper dienten als riesige Kohlenstoff-Speicher und seien nach ihrem Tod eine wertvolle Nahrungsquelle für das Leben in der Tiefsee.
"Überall im Pazifik lebten indigene Völker seit jeher im Einklang mit dem Ozean", schrieb die Maori-Umweltschützerin Mere Takoko zu der nun unterzeichneten Erklärung im Klima- und Kulturmagazin Atmos. Das Meer sei nicht nur eine Nahrungsquelle, "sondern ein lebendiger Vorfahre, ein Wissensspeicher, der über Generationen weitergegeben wird". Und Wale seien mehr als nur Ressourcen, die ausgebeutet werden müssen: "Sie sind auch fühlende Wesen und unsere Vorfahren."
Bisher kein verbindlicher Vertrag
Aber was umfasst ein juristischer Status? Laut Takoko geht eine solche Maßnahme weit über traditionelle Schutzmaßnahmen hinaus, weil Wale so als Personen mit inhärenten Rechten anerkennt werden. "Dazu gehören das Recht auf Bewegungsfreiheit, auf eine gesunde Umwelt und darauf, Seite an Seite mit der Menschheit zu gedeihen." Würde ein Schiff einen Wal verletzen oder gar töten, würde dies vermutlich mit hohen Geldstrafen verbunden sein. Versicherungen könnten dann etwa von den Eignern verlangen, spezielle Überwachungs- oder Antikollisions-Geräte zu installieren.
Die Erklärung sei zwar bisher kein verbindlicher internationaler Vertrag, habe aber dennoch erhebliches Gewicht, ist Takoko überzeugt. So gebe es bereits eine weltweite Diskussion über den rechtlichen und ethischen Status von Walen. Und das Konzept sei auch nicht neu, sondern inspiriert vom "Te Urewera Act" von 2014 - der Neuseeland zu einem Vorreiter im Umweltschutz machte.
Damals hatte das Parlament das Waldgebiet Te Urewera auf der Nordinsel zur juristischen Person erklärt und ihm alle damit verbundenen fundamentalen Rechte zugesprochen. 2017 folgte der Whanganui River, der drittlängste Fluss des Landes. Dieser wird nun als ein unteilbares und lebendiges Ganzes anerkannt, was seinen gesamten Verlauf von den Bergen bis zum Meer und alle seine physischen und metaphysischen Elemente umfasst. Erst im vergangenen Jahr erhielt auch der Berg Taranaki Maunga den gleichen Status eines Rechtssubjekts.
Menschen im Krieg mit der Erde
"Die Lieder der Wale sind mehr als nur betörende Melodien: Sie sind ein Barometer für die Gesundheit des Ozeans", brachte es Takoko auf den Punkt. "Ihr Diminuendo ist ein Weckruf." Die Menschheit müsse wieder von einer Weltsicht der Ausbeutung zu einer Weltsicht des Zusammenlebens übergehen.
Oder wie Oren R. Lyons, bekannter Umweltaktivist des indigenen Stammes der Onondaga, es bei einer viel beachteten Rede auf dem UN-Friedensgipfel im Jahr 2000 formulierte: "Es kann keinen Frieden geben, solange wir Krieg gegen unsere Mutter, die Erde, führen." Verantwortungsvolle und mutige Maßnahmen müssten ergriffen werden, damit die Menschheit wieder mit den Naturgesetzen in Einklang lebe.