Neujahrsempfang der Kirchengemeinde Fast ein ökumenisches Treffen

Von Brigitte Grüner
Viel Applaus bekam Ex-Landtagsabgeordneter Peter Meyer für seinen Vortrag zum Thema „Kirche und Politik“. Foto: Brigitte Grüner Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Soll und darf sich die Kirche bei politischen Fragen einmischen? Haben christliche Grundsätze Einfluss auf politische Entscheidungen? Diese und andere spannende Fragen standen beim 15. Neujahrsempfang der evangelischen Kirchengemeinde am Sonntagnachmittag im Mittelpunkt.

 
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Der Empfang Mitte Januar sei eine gute Tradition der Pegnitzer Kirchengemeinde, sagte Dekan Gerhard Schoenauer eingangs. Für den im Herbst neuformierten Kirchenvorstand, der sich um die Bewirtung kümmerte, war es eine gelungene Premiere. Persönlich geladen waren einige Ehrengäste, darunter Stadträte, Behördenvertreter und Gemeindehelfer. Über den Kirchenboten werden stets auch alle Interessierten eingeladen.

Gäste aus der Kommunalpolitik

Die Kantorei unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Jörg Fuhr übernahm die musikalische Gestaltung und gefiel unter anderem mit dem Luther-Lied „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Der Dekan begrüßte Gäste aus der Kommunalpolitik und der Kirche. „Es ist auch ein Stück weit ökumenisches Treffen“, freute sich Schoenauer über den Besuch des katholischen Pfarrers Peter Klamt und von Pastor Stefan Schörk von der methodistischen Gemeinde. Gekommen war auch Bundestagsabgeordneter Thomas Hacker (FDP).

Politische Predigt

Kurz vor Weihnachten sei er gefragt worden, ob er an den Festtagen eine politische Predigt halten wird, sagte der Dekan. „Selbstverständlich“ war seine Antwort, schließlich sei das Evangelium nicht nur für jeden persönlich geschrieben, sondern für die ganze Welt. Worte wie Nächstenliebe und Frieden unter den Menschen seien in Zeiten von Ungerechtigkeiten und Waffenlieferungen nach wie vor aktuell. „Protestanten haben sich schon immer eingemischt. Und das ist gut so“, betonte Schoenauer.

Viele Fragen ähneln sich

„Wer fromm ist, muss auch politisch sein!“, zitierte Bürgermeister Uwe Raab den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Raabs Grußwort war eine wohl durchdachte Hinführung an das Thema „Kirche und Politik“. Der Rathauschef hatte sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt und betonte, dass viele Menschen gerade von den Kirchen eine Orientierung erwarten. Auch Papst Franziskus habe gesagt: „Ein Christ, der in diesen Zeiten kein Revolutionär ist, ist kein Christ.“ Viele christliche und politische Fragen ähneln sich. Themen wie Gentechnik oder Klimaschutz umfassen Politik und Kirche. Auch in Pegnitz arbeiten die lokale Politik und die Kirchen sehr gut zusammen. Raab erinnerte an Kindergärten und Brigittenheim, an gemeinsame Gespräche und Initiativen zur Integration von Flüchtlingen und zur Abwehr radikaler Positionen. Eine Rettung von Anstand, guten Gepflogenheiten und einem respektvollem Umgang gelinge nur gemeinsam.

Gemeinsam Hand in Hand

Jurist Peter Meyer (55) war von 2008 bis 2018 für die Freien Wähler im Bayerischen Landtag. Er ist zudem berufenes Mitglied der bayerischen Landessynode. „Meine Kirche hat mich gerufen“, drückte es Meyer aus. Er habe bei politischen Fragen immer wieder überlegt, wie eine Entscheidung aus dem christlichen Glauben heraus beurteilt werden kann. Flüchtlings- und Sozialpolitik oder Kirchenasyl seien solche Themen. Eine Lösung könne nur ganzheitlich sein. „Mein gesamtes Handeln, ob beruflich, ehrenamtlich oder auch ganz privat ist meinem Gewissen und meinem christlichen Selbstverständnis unterworfen.“ Seine Erfahrung habe gezeigt, dass Schwarz-Weiß-Denken nie zum Ziel führt. Meyer abschließend: „Kirche und Politik können insbesondere in unserer Gesellschaft gemeinsam Hand in Hand unser Leben gestalten und das Land in eine verantwortungsvoll geführte und gute Zukunft führen.“

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