Neues von den Klee-Netzwerkern

Von Michael Weiser
Noch ist sie bei den Vorbereitungen, am Sonntag werden Katja Stolarow und Museumschefin Marina von Assel die Eugen-Betz-Ausstellung im Kunstmuseum eröffnen. Foto: Michael Weiser Foto: red

Am Sonntag eröffnet im Kunstmuseum die Ausstellung „Eugen Batz. Vom Bauhaus zum Informel“. Was der Mann mit Bayreuth zu tun hat? Er war Schüler von Paul Klee, der wiederum Maler inspiriert hat, deren Werke den Bestand des Kunstmuseums ausmachen. Ein Ausstellungsvorbericht.

 
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Das hier nennen wir ,Rotkäppchen’“, sagt Katja Stolarow und nimmt ein dunkel gerahmtes Bild in ihre weiß behandschuhten Hände. Von einem Käppchen ist nicht unbedingt etwas zu erahnen, allerdings sieht man ein schönes Rot. Ansonsten ist es so, wie es ist, wenn jemand vertrauten Umgang mit jemandem pflegt, Spitznamen inklusive: Man muss einen Künstler sehr ernst nehmen, um so liebevoll leichten Umgang mit ihm zu pflegen.

Katja Stolarow ist tatsächlich vertraut mit Eugen Batz. Sein Werk kennt sie wie nur wenige andere, weswegen sie gerade in Bayreuth weilt. „Als Gast“, wie sie feststellt. Der Grund für ihr Gastspiel liegt tief in der Vergangenheit, genauer: in den Künstlerbeziehungen der 20er und 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts, in den Netzwerken mit berühmten Künstlern wie Paul Klee im Mittelpunkt.

Einerseits bewahrt das Kunstmuseum Bayreuth zahlreiche Werke von Malern und Graphikern, die an der Akademie in Düsseldorf lernten und direkt oder um eine Ecke mit Klee zu tun hatten. Von Klees Schüler Georg Jakob Best zum Beispiel; vor einigen Jahren übergab Bests Tochter Viola Schweinfurter rund 300 Bilder ihres Vaters dem Museum und damit in die Obhut von dessen Chefin Marina von Assel.

Andererseits ist Stolarows „Klient“ Eugen Batz (1905 bis 1986) ein weiterer der raren Meisterschüler Paul Klees in Düsseldorf. Von dort, sonst ist sie für die Kunstsammlung der Sparda-Bank zuständig, ist Katja Stolarow auch nach Bayreuth gereist, um die Ausstellung „Eugen Batz. Vom Bauhaus zum Informel“ vorzubereiten.

 

 

 

 

Die Ausstellung, sie wird am Sonntag eröffnet (11 Uhr), spannt einen weiten Bogen, von Batz‘ frühen Werken bis zu abstrakten Gemälden Mitte der 80er Jahre – mit einer bezeichnenden Lücke von zwölf Jahren.

Batz hatte ab 1929 am Bauhaus unter anderem bei Wassily Kandinsky und Paul Klee studiert und war Klee 1931 nach Düsseldorf gefolgt. Als die Nazis 1933 die dortige Akademie übernahmen, wanderte Klee in die Schweiz aus. Batz blieb, wurde zwar nicht verfemt, ans Malen aber – zumindest ans Ausstellen – war nicht mehr zu denken.

So arbeitete er im Betrieb seines Vaters, was ihn immerhin vor dem Kriegsdienst bewahrte. Er war dorthin zurückgekehrt, wo er als Künstler aufgebrochen war. Ein frühes Gemälde zeigt ihn im Stil der Neuen Sachlichkeit in der Werkstatt, auf einem Foto, das von diesem Bild gemacht wurde, erkennt man im Hintergrund Fabrikfenster und Werkbänke. In dem Gemälde, das im Kunstmuseum zu sehen sein wird, hat er dieses Interieur übermalt: Eine selbstbewusste Äußerung des autonomen Künstlers, der er von da an sein wollte.

Nach dem Krieg bei der Documenta

Erst nach dem Krieg hinterließ Batz Spuren in der Kunstgeschichte, als „maßgeblicher Vertreter des rheinischen Informel“ und Teilnehmer der Documenta in Kassel, wie in der Ankündigung des Kunstmuseums nachzulesen ist, als Exponent einer „formlosen“, nicht geometrischen abstrakten Kunst. Die Ausstellung zeigt viele dieser Werke, die Batz etwa auf Zeitungsseiten bannte, aber sie geht auch den Wurzeln Batz’ in der Moderne vor 1933 nach, in Werken, deren Formsprache sich später durchaus wieder zeigen kann – eine strikte Abfolge von Stilen lasse sich bei Batz nicht darlegen, sagt Katja Stolarow. So sieht man Fotos von zahlreichen Reisen, daneben Bilder, die scheinbar kaum vom selben Künstler stammen können.

Zu den letzten Bildern der Ausstellung gehört das besagte „Rotkäppchen“. Nicht unbedingt ein Käppchen, aber eben sattes Rot, in das man am liebsten eintauchen würde. Die späten Bilder Batz‘ mit ihren Farbflächen, meisterhaft gearbeitet, so dass sie ihre Zweidimensionalität fast zu sprengen scheinen. Sie sind nicht das schlechteste Argument, sich in den kommenden Wochen in dieser Ausstellung etwas mehr mit einer bedeutenden Kunstlandschaft zu beschäftigen, die auch einen Großen der oberfränkischen Szene prägte: Auch Caspar Walter Rauh studierte in Düsseldorf und hatte Kontakt mit dem Kreis um Klee.

Info: Ab Sonntag, 18. Februar, 11 Uhr, im Kunstmuseum: „Eugen Batz. Vom Bauhaus zum Informel.“