Neues Werk BMW erteilt Oberfranken eine Absage

Roland Losch, Christopher Michael
BMW wird nahe Dingolfing auf einem 105 Hektar großen Grundstück eine Batteriefabrik bauen. Foto: dpa/Armin Weigel

Der Autobauer hat entschieden: Die neue 105 Hektar große Fabrik entsteht 40 Kilometer von Dingolfing entfernt. Die Stadt Arzberg, der Landkreis Wunsiedel und ganz Oberfranken wollen bei großen Ansiedlungen weiter am Ball bleiben.

 
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BMW will 40 Kilometer nördlich seines größten europäischen Autowerks Dingolfing eine Batteriefabrik errichten. Der Kaufvertrag für ein 105 Hektar großes Grundstück in den niederbayerischen Gemeinden Irlbach und Straßkirchen sei unterschrieben, sagte eine Konzernsprecherin am Donnerstag. Das sei ein wichtiger Schritt, aber das Genehmigungsverfahren beginne jetzt erst. Zuvor hatte die „Passauer Neue Presse“ darüber berichtet. Für dieses Werk war auch der Standort Arzberg im Landkreis Wunsiedel im Gespräch.

Wie der dortige Landrat Peter Berek (CSU) im November in einem Gespräch mit unserer Zeitung gesagt hatte, hätten sich im Vorfeld der Arzberger Bewerbung alle oberfränkischen Landkreise und deren Vertreter darauf geeinigt, sich „mit Arzberg ins Rennen zu werfen“.

Dass die Wahl nun offenbar auf einen Mitbewerber gefallen ist, sorgt im Arzberger Rathaus und dem Wunsiedler Landratsamt dennoch nicht für trübe Gesichter. „Die Bestrebungen, Unternehmen hier anzusiedeln, gab es vor BMW und wird es auch in Zukunft geben“, sagt Berek im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Erfahrungen aus der BMW-Bewerbung wolle der Landkreis nun nutzen, den Standort weiterzuentwickeln. Mit Blick auf Gesamt-Oberfranken habe es ein sehr gutes Miteinander gegeben, sagt Berek. „Wir werden auch weiterhin gemeinsam agieren und bei etwaigen großen Standortsuchen in Nachbarlandkreisen mit unterstützen.“

Ähnlich sieht es der Arzberger Bürgermeister Stefan Göcking (SPD). „Wir haben uns als Stadt, als Landkreis und auf oberfränkischer Ebene gut präsentiert“, sagt er im Gespräch. Auch er setzt nun darauf, den Standort weiterzuentwickeln. „Wir haben Potenzial“, ist sich das Stadtoberhaupt sicher und spricht von „einem Stück Aufbruchsmentalität“, die sich nun breit mache. „BMW war in dieser Zeit nicht der einzige, der angeklopft hat“, sagt Göcking.

BMW will in der neuen Fabrik mit zugelieferten Batteriezellen die Hochvoltakkus für die Elektroautos montieren, die dann in den Autowerken Dingolfing, München und Regensburg in die Fahrzeuge eingebaut werden. Baubeginn für die Batteriefabrik soll 2024 sein. Allein im Werk sollen gut 1000 Arbeitsplätze entstehen.

Ähnliche Batteriefabriken für E-Autos errichtet BMW auch im ungarischen Debrecen, nahe dem US-Werk Spartanburg, in Mexiko und in China. Weil die Akkus groß und schwer sind, versuchen Autobauer sie möglichst nahe an den Autowerken anzusiedeln. „Um zusätzliche Lager- und Logistikflächen zu vermeiden, muss der neue Standort in der Nähe der Werke liegen“, sagte ein BMW-Sprecher auf Anfrage. „Dies war und ist eine zentrale Voraussetzung.“ Zu weiteren Optionen bei der Standortsuche wollte der BMW-Sprecher keine Aussagen treffen. Irlbach und Straßkirchen liegen an den Autobahnen A3 und A92.

Eine Bürgerinitiative „Lebenswerter Gäuboden“ setzt sich für den Erhalt der Ackerfläche vor Straßkirchen ein und sammelt Unterschriften gegen das Werk. Es würde „unserem Dorf und der gesamten Region einen gewaltigen Strukturwandel aufzwingen“, beklagen die Initiatoren.

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