Neuauflage für Santo-Niño-Fest im kommenden Jahr geplant Erstmals philippinisches Fest in Speichersdorf: Hoch lebe das Jesuskind

Von Moritz Kircher
Aufgenommen in der tanzenden Menge: der Speichersdorfer Pfarrer Sven Grillmeier mit einer Jesusstatue in der Hand und Dolores Longares-Bäumler von der Caritas (links daneben). Foto: Andreas Harbach Foto: red

So etwas hat der katholische Pfarrer Sven Grillmeier noch nicht erlebt. Rund 300 in Deutschland lebende Philippiner waren am Samstag erstmals in die Speichersdorfer Sportarena gekommen und fast genauso viele Statuen des Jesuskindes. Santo Niño – das heilige Kind – war der Anlass für die gleichnamige Feier, bei der Musik und Tanz im Mittelpunkt standen. Für Grillmeier etwas ganz Neues, aber alles andere als ein Kulturschock.

 
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In einer Prozession gehen die Teilnehmer am Vormittag nach dem Gottesdienst zur Sportarena. Voran ein blumengeschmückter Jesusschrein, flankiert vom singenden Sven Grillmeier und seinem Kollegen Yuen S. Caballejo. Der Geistliche mit philippinischen Wurzeln ist Militärkaplan der US-Armee in Grafenwöhr und gestaltete den Gottesdienst. „Die Heilige Messe auf den Philippinen unterscheidet sich kaum von einer Messe in Deutschland“, sagt er.

Gläubige aus ganz Süddeutschland kommen nach Speichersdorf

Die Unterschiede danach sind umso größer. Philippinische Katholiken verstehen es zu feiern. Kaum in der Sportarena angekommen, beginnt der erste Tanz. Drei Frauen machen den Anfang, wenige Minuten später tanzen Dutzende. Die philippinischen Gläubigen, die aus ganz Süddeutschland nach Speichersdorf gekommen sind, versammeln sich mit ihrer Jesusstatue auf der Tanzfläche und lassen ihren Santo Niño hoch leben. „Die Feier und der Tanz sind charakteristisch für die Feierlichkeiten zu Santo Niño“, erklärt Pfarrer Caballejo. „Auf den Philippinen tanzen die Menschen jetzt auf der Straße, es gibt viel Musik.“

Um die Tanzrunde kommen auch der Speichersdorfer Pfarrer und Dolores Longares-Bäumler von der Caritas, die bei der Organisation geholfen hat, nicht herum. Kurzerhand drücken ihnen die Gäste eine Jesusstatue in die Hand, und die beiden reihen sich ein. Danach muss sich Grillmeier erst einmal den Schweiß von der Stirn tupfen. „Es ist einfach toll, in dieser tanzenden Menge aufgenommen zu werden“, sagt er begeistert von der Verbindung von Glauben und Lebensfreude. „Bei uns würde niemand auf die Idee kommen, das Christuskind aus der Krippe zum Volksfest mitzubringen.“ Und Longares-Bäumler findet: „Bei uns ist eine solche Lebensfreude selten spürbar.“

Ermenita Suske holt das Fest in ihre Heimatgemeinde

Seinen Ursprung hat das Santo-Niño-Fest auf der philippinischen Insel Cebu (hier der Artikel in der englischen Wikipedia). Es geht zurück auf eine Statue des Jesuskindes, die der portugiesische Seefahrer Ferdinand Magellan im frühen 16. Jahrhundert dorthin gebracht hatte. Heute noch wird die Statue von vielen philippinischen Katholiken in aller Welt verehrt.

Auch von Ermenita Suske, die seit 31 Jahren in Speichersdorf lebt und bisher zum Santo-Niño-Fest ins baden-württembergische Rottenburg fuhr. Doch dort platzte im vergangenen Jahr die Halle aus allen Nähten, weshalb die 55-Jährige sich überreden ließ, die Feier dieses Mal in ihrer Heimatgemeinde zu organisieren.

Sogar die philippinische Botschaft aus Berlin sendet einen Vertreter

Eine Menge Arbeit, und anfangs kommt Ermenita Suske gar nicht dazu, ihrem eigenen Fest zu folgen. Als alle in die Halle strömen, muss sie den Ablauf koordinieren, die Ehrengäste – darunter auch ein Vertreter der philippinischen Botschaft in Berlin – an ihre Plätze führen. Jeder will etwas von ihr. Doch irgendwann kann auch sie die Feier genießen und sich in aller Ruhe den Tinikling-Tanz anschauen, bei dem drei junge Frauen und ein junger Mann kunstvoll zwischen Bambusstangen umherwirbeln. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt sie. „Zu feiern gehört bei uns einfach dazu.“

Das Fest ist noch nicht vorbei. Aber für Ermenita Suske steht schon fest, dass sie Santo Niño nächstes Jahr am liebsten wieder in Speichersdorf feiern würde. Und dem scheint nichts im Wege zu stehen. Denn nicht nur Pfarrer Sven Grillmeier ist hellauf begeistert. Auch Bürgermeister Manfred Porsch sagt: „Dieses Fest ist uns immer willkommen.“ Er freut sich, dass auch ein paar Speichersdorfer gekommen sind, um mitzufeiern und zu essen. Es gibt Kaldereta, eine Art Gulasch. Oder Adobu, Fleisch mit Ingwer und Zwiebeln.

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