Neonschwarz geht richtig ab

Von Wolfgang Karl

Viele Stile, ein Nenner: So muss, so kann zumindest ein Rapkonzert einmal sein. Vor allem, wenn's so gute Laune macht. Findet zumindest unser Rezensent nach seinem Abend mit Neonschwarz.

 
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Tätowierte in Muskel-Shirts, Metallnieten, Baseball-Caps, Piercings, Vollbärte und tiefsitzende Hosen. Auch ein paar Metaller und Gothics sieht man, dazwischen eine Dame in Lackschuhen. Zwischen Hip Hop, Hipsterei und Punk bewegt sich der Style des Publikums. Aber wirklich bunt gemischt ist das Publikum dann eben doch nicht. Passend zu Namen der Band sind die meisten eher dunkel gekleidet: Neonschwarz hat zwar viel Elektronisches in seine Beats gemischt – aber auf seine Art ist das ehrlicher Hip Hop. Ein DJ, drei MCs und ab geht’s. Der Bass wummert durch die Bauchdecke. Es dröhnt in den Ohren – so muss ein Rap-Konzert klingen. Die erste Ansage? „Wir sind Neonschwarz, die Zukunft in der Gegenwart!“ Vielleicht haben die eingangs erwähnten Metaller den Bandnamen falsch verstanden? Aber nein: Glückliche Gesichter allerorten. Bald skandieren alle mit: „Wir sind unseriös, wir sind unseriös.“ Clubatmosphäre in Bayreuth. Wer nicht schwitzt, der bewegt sich nicht genug. Trotz politischer Botschaften: Neonschwarz geißeln Angriffe auf Flüchtlingsheime, mangelnde Schärfe gegen die Rechte und den Zustand Europas.

So unseriös klingt das nicht, wenn die Aussage mit dem Behördenversagen auch arg unausgewogen daherkommt. Aber Kunst darf, muss  anecken, Stachel setzen. In der Popkultur kommt Gesellschaftskritik meist zu kurz. Auch hier hätten einige noch Aufklärung nötig. Dass immer noch jemand mit einem Shirt der norwegischen Band Marduk herumrennt, auf dem unter dem Wehrmachtshelm „Blut und Eisen“ beschworen werden – das ist richtig daneben. Außerdem ist Audiolith programmatisch eher links anzusiedeln.

Aber zurück zum eigentlichen wichtigen Thema: Neonschwarz. Die vier Hamburger gehen einfach ab. Ein Konzert zum Kopfnicken, Tanzen und Mitgrölen – und richtig schön laut. Bayreuth, du kannst dich ja doch manchmal anfühlen wie Hamburg. Lassen wir Neonschwarz das letzte Wort: „Die besten Tage sind die Nächte!“

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