Wald oft in Privatbesitz
Fast die Hälfte des Waldes in Deutschland ist in Privatbesitz. "95 Prozent der Waldbesitzer haben eine Waldfläche kleiner als 20 Hektar. Für viele sei der Wald ein Hobby, eine Familientradition", sagt Irene Seling, Hauptgeschäftsführerin vom Verband der Waldeigentümer. Zum Teil wohnen sie weit entfernt von ihrem Waldstück oder finden aus beruflichen Gründen keine Zeit, es zu bewirtschaften - geschweige denn, es klimatauglich umzubauen. Zumal oftmals das Fachwissen dafür fehlt. "Es wird nicht möglich sein, die eine Lösung für alle zu entwickeln", meint Seling.
Auch Ralf Straußberger hat seine 20 Hektar Wald von seinen Eltern geerbt. Als Experte ist er jedoch im Vorteil: Seit Langem experimentiert er in den zehn Waldstücken, wie sich Mischwald am besten nachziehen lässt. Seine Erfahrung: Auf kleinen Flächen sei es schwieriger, das umzusetzen. "Es ist teurer, ineffektiv und mit der Jagd funktioniert es auch nicht."
Deshalb hat er sich in Rohr für das Waldprojekt mit Nachbarn zusammengeschlossen. "Dadurch haben sich auch Eigentümer motivieren lassen, die nicht so viel Ahnung haben." Ein wichtiger Baustein dabei: Straußberger und andere Revierpächter gehen in dem Projektgebiet verstärkt auf Reh-Jagd, damit das Wild die jungen Bäumchen nicht massenhaft herunterknabbert. So komme man ohne teure Zäune aus, sagt er. "Dadurch ist es wesentlich lukrativer. Mit Zaun zahlt man trotz staatlicher Förderung bei der Waldverjüngung drauf."
Wachsen lassen oder eingreifen?
Doch wieso kann man den Wald nicht einfach sich selbst überlassen? Die Natur regelt es schon selbst - könnte man meinen. "Der Wald braucht den Menschen nicht. Aber wir brauchen den Wald", sagt Ulrich Schraml, Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg. Deshalb müsse man ihn so gestalten, dass auch die nächste Generation noch etwas von ihm habe. "Die Natur kann nur das abrufen, was da ist", ergänzt Straußberger. Sprich: In reinen Kiefern- und Fichtenwäldern werden von allein keine Buchen wachsen, weil die Mutterbäume mit ihren Früchten fehlen.
Seltene Arten und junge Bäume haben aus Sicht von Schraml außerdem mehr Chancen zu wachsen, wenn man gezielt alte Bäume fällt. "Wenn zu viele große Bäume stehen, dann nehmen diese den Kleinen Wasser und Licht weg." Davon profitierte zum Beispiel auch die seltene Mehlbeere, die nicht besonders hoch werde, aber viel Sonne brauche. Allerdings stelle sich die Frage, wie stark man eingreife, meint Waldbauexperte Hussendörfer. "Auf vielen Flächen sollte man die natürliche Entwicklung eine Weile beobachten und diese dann sinnvoll ergänzen."