Der Pole Jakub Blaszczykowski verließ schon nach 16 Minuten den Platz - doch das war eine Geste des größten Respekts. Der ehemalige Dortmunder wurde entsprechend seiner langjährigen Rückennummer nach 16 Minuten unter großem Applaus und lauten Sprechchören ausgewechselt. Der 37-Jährige hätte in seinem 109. und letzten Länderspiel beinahe für einen traumhaften Abschluss gesorgt. Doch im Laufduell gegen Thiaw war Blaszczykowski zu langsam und kam in daher nicht mehr zum Torschuss (13.).
Flick hatte neben Thiaw und Havertz sieben weitere neue Startelfspieler nominiert und die große Rotation mit damit begründet, gegen Polen und auch zum Saisonabschluss gegen Kolumbien „etwas ausprobieren“ zu wollen. Champions-League-Gewinner Ilkay Gündogan von Manchester City wurde aber erneut geschont. Gündogans Ideen hätten dem deutschen Spiel sicher gut getan. Die Youngster Jamal Musiala und Florian Wirtz zeigten im Spielaufbau zwar gute Ansätze, doch bis in den Strafraum konnte sich das Flick-Team kaum durchkombinieren. ARD-Experte Bastian Schweinsteiger kritisierte in der Halbzeitpause: „Im Spiel nach vorn fehlt Kreativität, es ist ein bisschen Ideenlosigkeit zu sehen.“
Zielstrebiger nach Seitenwechsel
Flick dürfte in der Kabine ähnliche Worte gefunden haben, denn die DFB-Auswahl trat nach dem Seitenwechsel deutlich zielstrebiger auf. Die Einwechslung von Champions-League-Finalist Robin Gosens, der schnell das 1:1 auf dem Fuß hatte (48.), machte sich bezahlt. Und Kimmich war nicht nur wegen seines Lattenschusses deutlich aktiver.
Die lange Zeit clever verteidigenden Polen, für die das EM-Qualifikationsspiel am kommenden Dienstag in Moldau deutlich wichtiger ist, gerieten nun stärker unter Druck. Ein gegen den Gastgeber gepfiffener Handelfmeter nahm Schiedsrichter Orel Grinfeld aber zurecht wieder zurück (56.). In der Schlussphase scheiterte die DFB-Auswahl mehrmals am starken Polen-Torhüter Wojciech Szczesny.