In dieser Branche wird besonders viel gefahren: Leichname müssen abgeholt, zum Krematorium und von dort zum Friedhof gebracht werden. Das geht ins Geld in diesen Zeiten, in denen Sprit so viel teurer geworden ist.
Aktuell haben sich im Bayreuther Krematorium, wo das Institut Tittel-Hübner Verstorbene verbrennen lässt, die Preise noch nicht verändert, berichtet Jaqueline Tittel. „Es kann aber sein, dass sich das von heute auf morgen ändert.“ Bisher werden für die Verbrennung noch 290,36 Cent berechnet.
Was sich bereits spürbar ausgewirkt hat, sind dagegen die Kosten für Särge. Das hat nach Branchenangaben seine Ursache in den gestiegenen Energie- und Materialkosten in den Werkstätten und Fabriken.
Nicht nur die Ware selbst kostet deutlich mehr. „Inzwischen berechnen uns die Lieferanten sogar schon extra Kosten für die Anfahrt, wenn sie uns Särge bringen“, erklärt die Kulmbacher Bestatterin. Und selbst die Hersteller schlucken schwer.
An Preissteigerungen wie in diesen Tagen kann sich keiner erinnern. Alles ist teurer geworden: Das Holz, das Metall, Nägel und auch die Innenausstattungen der Särge, heißt es vonseiten des Zuliefererverbandes.
Bestattungskultur hat sich verändert
Ein Stück weit kann Tittel das sogar verstehen, denn auch ihre Firmenfahrzeuge müssen zur Tankstelle, die Rechnungen fallen in diesen Tagen exorbitant aus. „Das ärgert mich, und ich ich komme mir gerade veräppelt vor. Es wurden uns Preissenkungen versprochen, aber das waren vielleicht drei Tage, wo das gehalten hat. Jetzt ist der Preis wieder oben.“
Den Bestattern bleibe keine Alternative, als diese Erhöhungen den Kunden auf die Rechnungen aufzuschlagen. „Das können wir nicht schlucken, sonst ist schell der Bereich erreicht, wo wir zumachen müssen.“
Es gebe keinen Bereich rund um die Bestattungen, der nicht regelmäßig teurer wird. Traueranzeigen, Kosten für die Grabstätten, für das Ausheben und Befüllen der Gräber: Alles geht nach oben.
Und auch die Bestattungskultur selbst hat sich verändert. „Ich mache meinen Beruf seit 1985. Als ich angefangen habe, lag das Verhältnis zwischen Erdbestattungen und Feuerbestattungen bei 80 zu 20. aktuell ist es genau umgekehrt.“
Ttittel geht davon aus, das das auch so bleiben wird. Auch da spiele Geld eine Rolle. „Es kann sich einfach keiner mehr große Grabstätten leisten.“ Allein der Aushub koste aktuell schon um 700 Euro. Für ein Familiengrab mit zwei Plätzen fallen in Kulmbach zwischen rund 1200 und 1500 Euro an (2015 waren es noch 876 Euro). Zum Vergleich: Zwei Stellplätze in einer Urnenstele kosten aktuell knapp unter 500 Euro.
Kann man sich Sterben überhaupt noch leisten?
Viele Menschen schauen schon längst aus Geld, wenn sie einen Angehörigen bestatten müssen. Für eine Feuerbestattung mit einem Grabplatz auf der grünen Wiese muss man mit 1800 bis 2000 Euro rechnen, weiß Jaqueline Tittel.
Für Erdbestattungen seien nach oben keine Grenzen gesetzt. „Wer einen Sarg für 3500 Euro haben will, kriegt den genau so wie einen für 750.“ Auf der Internetseite bestattungsvergleich.de werden die durchschnittlichen Kosten für eine Erdbestattung mit rund 10. 000 Euro angegeben. Kein Wunder, wenn es bei Beerdigungen schon längst einfacher zugeht: „Im Moment läuft es meistens so, dass es vom Sterbeort direkt ins Krematorium geht und dann gibt es eine Urnenbeisetzung mit Trauerfeier.“
Kann man sich Sterben angesichts dieser Preise überhaupt noch leisten? Über diese Frage kann Jaqueline Tittel nicht wirklich lachen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Hinterbliebene bei ihr um Ratenzahlung gebeten haben. „Wir wissen ja auch, was in der Welt abgeht“, sagt sie und betont: „Wir sind da schon sozial eingestellt.“
In monatlichen Raten von 100 oder gar 50 Euro haben Angehörige ihre Rechnungen schon abgestottert. „Den Leuten habe ich damit einen großen Gefallen getan.“ Und die, die bislang um Ratenzahlung beim Bestattungsinstitut Tittel gebeten hatten, haben alle ihre Rechnungen mit der Zeit vollständig beglichen.