Die nötigen Veränderungen wurden bereits eingeleitet. „Es ist klar, dass wir spätestens 2023, eventuell auch schon 2022, einen Umbruch haben werden“, erklärt Bernd Eisenbichler, der Sportdirektor Biathlon, „denn derzeit haben wir sehr viele erfahrene Athleten im System.“ Deshalb wurde Zibi Szlufcik als Nachwuchschef geholt, Engelbert Sklorz ist als Schießtrainer der Spitzenathleten auch bei jedem Nachwuchslehrgang dabei. Dazu wurde der Perspektivkader verjüngt, im IBU-Cup sollen vermehrt 20- bis 24-Jährige eingesetzt werden, um sie früh an die internationale Konkurrenz heranzuführen. Neben Ski- und Schießtechnik werden Themen wie Ernährung, Psyche und Athletik stärker berücksichtigt. „Die Schritte greifen nicht innerhalb eines Jahres“, sagt Eisenbichler, „aber ich glaube, wir sind auf dem Weg, es besser zu machen.“
Langläufer Friedrich Moch (20), Skispringer Constantin Schmid (21) und Kombiniererin Jenny Nowak (18) zählten in Oberstdorf zum WM-Team. Alle haben schon Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften geholt, alle gelten als große Talente. Und gehören damit zu einer seltenen Spezies. „Die Auswahl wird immer dünner und dünner“, sagt der frühere Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle, „wir werden in Deutschland in allen Ausdauersportarten Probleme bekommen. Es gibt, auch aufgrund der schulischen Belastung mit dem vielen Nachmittagsunterricht, nicht mehr genügend Jugendliche, die diese trainingsintensiven Fleiß-Disziplinen ausüben wollen.“ Die Folge? „Wir sind schon in jungen Jahren zu weit weg von der Weltspitze“, meint Hermann Weinbuch, Chefcoach der deutschen Kombinierer, dessen Stars Eric Frenzel (32), Johannes Rydzek (29) und Fabian Rießle (30) bereits über ein Jahrzehnt im Weltcup unterwegs sind. „Es fehlt am Druck von unten.“
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Das könnte bald auch im Skispringen passieren. „Momentan sind wir in allen Altersbereichen bis zu den 15-Jährigen hinunter international nicht konkurrenzfähig. Das ist Fakt“, sagte Martin Schmitt der „FAZ“. Der Olympiasieger bringt seine Expertise beim DSV als Talentscout ein. Er sieht das Problem allerdings nicht darin, dass zu wenige Kinder mit dem Springen beginnen würden: „Trotzdem sieht es nicht rosig aus“ – auch weil wir in Deutschland nicht genug Schneetage haben, an denen man auf Schanzen springen kann.“
Die Lösung
Bleibt die Suche nach den Lösungen. Die Verantwortlichen des DSV erklärten zuletzt bei jeder Gelegenheit, sich im Frühjahr bei Klausurtagungen intensiv mit dem Nachwuchsproblem beschäftigen zu wollen. Klar ist schon jetzt, dass es nötig sein wird, mehr Geld in die Talentförderung zu stecken. Für gute Trainer, für mehr Betreuungspersonal, für Schneedepots, um weitere Schanzen und Loipen präparieren zu können, für mehr Trainingslehrgänge, für eine bessere Infrastruktur in den Leistungszentren. „Wenn wir sportlich den Status von heute halten wollen“, sagte Horst Hüttel, Teamchef der Skispringer und Kombinierer, in Oberstdorf, „dann müssen wir deutlich mehr investieren als in den vergangenen zehn Jahren.“
Auch das verbindet alle Wintersportarten.