Tage der Trauer und der Emotionen
Doch wie würde die Mannschaft reagieren, nach Tagen der Trauer und der Emotionen und nach einem Spiel-Vorlauf, der mit einem Trauermarsch von 7000 Fans, christlicher Andachtsfeier und besinnlicher Musik so gar nicht zu den eigentlichen Fußball-Ritualen passte. Trauer kann lähmen, das war auch Dardai klar. „Das kann man nicht in Worte fassen, wie schwer das war. Jeder hat seine eigene Familie, sein eigenes Schicksal. Trauer ist etwas Persönliches“, sagte der Ungar.
Seine Mannschaft reagierte vor 42 209 Zuschauern stabil, kontrollierte das Spiel. Scherhant bot sich eine frühe Schusschance (8.). Ins Risiko ging aber keines der Teams. Die Fortuna hielt sich so anständig zurück, wie auch die eigenen Fans zumindest im Vorlauf des Spiels den würdigen Rahmen des Bernstein-Gedenkens schweigend mitgetragen hatten. Dieses Spiel sah lange Zeit überhaupt nicht nach Kampf um einen Aufstiegsplatz aus.
So lief das Spiel
Scherhant, der gebürtige Berliner war es, der am meisten rannte. Als ein Konter von ihm schon zu verpuffen drohte, kam der Ball zu Tabakovic, der selbigen mit Tempo 105 Kilometer pro Stunde ins Tor drosch. Der Jubel war eine Befreiung. Kurz nachdem der Mittelstürmer den Pfosten getroffen hatte (42.), kam die Fortuna mit ihrer ersten Chance zum Ausgleich durch den Fernschuss von Bergmann Johannesson. Doch Scherhant wollte das nicht so stehen lassen. Sein wuchtiger Schuss zur erneuten Führung aus ähnlicher Position wie Tabakovic war noch einen Kilometer pro Stunde schneller.
Düsseldorf legte seine vornehme Zurückhaltung ab. Kam durch Tzolis Strafstoß-Tor zum Ausgleich. Und hätte nach dem zweiten Elfmeter-Foul von Marc Oliver Kempf fast mit kurioser Dublette in Führung gehen können. Jetzt waren die Gäste das klar bessere Team. Die Hertha-Ultras, denen Bernstein in seinem bewegten Fußball-Leben als Vorsänger einst Takt und Stimme gab, schwiegen das ganze Spiel. Auf Bernsteins Präsidenten-Platz auf der Haupttribüne waren seine typische blau-weiße Club-Jacke, sein Megafon und weiße Rosen gelegt.