Nach fünf Jahren ist Schluss mit Rosen in Friedhofsnähe Kirche kündigt dem Blumenhändler

Von Thorsten Gütling
Tanja Schmidt in ihrem Plankenfelser Blumenladen: Gerade eben hat sich die Filiale in Mistelgau zu rentieren begonnen, da meldet die evangelische Kirche für ihre Immobilie Eigenbedarf an. Das Pfarrbüro soll nächstes Jahr dort einziehen, wo heute noch die Blumen blühen. Foto: red

Tanja Schmidt ist schwer enttäuscht, und zwar von der Kirche. Denn die macht ihrem Mistelgauer Blumenladen den Gar aus. Fünf Jahre, nachdem die Gärtnerin mit ihrem Geschäft in das frühere Milchhaus gezogen ist, meldet der Eigentümer, die evangelische Kirchengemeinde, Eigenbedarf an. In das Gebäude direkt vor dem Gemeindehaus soll das Pfarrbüro einziehen. Bürgermeister Birner hofft auf eine Lösung.

 
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„Wir haben in Mistelgau in fünf Jahren aufgebaut, wofür wir in Plankenfels acht Jahre gebraucht haben", sagt Tanja Schmidt. Soll heißen: Der Laden in der Mistelgauer Schulstraße läuft. Warum die evangelische Kirchengemeinde jetzt leichtfertig die Existenz zweier junger Familien aufs Spiel setzt, kann die Geschäftsführerin nicht nachvollziehen. Denn die Zukunft der beiden jungen Mütter, die sie als Floristinnen in Mistelgau beschäftigt, sieht alles andere als rosig aus, befürchtet die Chefin. „Aber darüber macht sich die Kirche keine Gedanken, die müssen ja nicht davon leben."

Stellflächen, Parkplätze, hohe Räume: Eine Immobilie wir das frühere Milchhaus sei nicht leicht zu finden, sagt Schmidt. Umso mehr ärgert sie sich darüber, dass die Kirche gar nicht erst versucht hat, andere Räume für das Pfarrbüro zu finden. Aber das wäre den Gemeindemitgliedern nicht zu vermitteln gewesen, sagt Pfarrerin Friedericke Steiner. Wozu Geld ausgeben, wenn man doch schon im Besitz geeigneter Räumlichkeiten ist? Das alte Milchhaus in der Schulstraße habe die Kirche schließlich zu genau erworben und vor sechs Jahren hergerichtet.

Alles beim Alten zu belassen, sei auch keine Option. Dazu sei das Pfarrhaus einfach in einem zu schlechten Zustand. Der Dachboden sei mit dem Holzschutzmittel Lindan verseucht. Dementsprechend müssten die Akten in den unteren Etagen aufbewahrt werden. Und die sind sowieso schon eng bemessen. Sie schäme sich ja schon für ihr eigenes kleines Büro, sagt die Pfarrerin und statte den Gemeindemitgliedern lieber Hausbesuche ab, als sie einzuladen. Doch das Büro der Sekretärin setzte dem die Krone auf. Als dort noch mit Schreibmaschine geschrieben wurde, sei der Platz gerade noch ausreichend gewesen. Aber seit Computer, Kopiergerät, Drucker, Scanner und Aktenvernichter Einzug gehalten haben, könne die Sekretärin nicht mal mehr ihre Füße unter dem Schreibtisch ausstrecken. Das Sekretariat, sagt die Pfarrerin und schreitet den Boden ab, sei gerade einmal zwei auf 3,5 Meter groß.

Zum 1. März nächsten Jahres soll der Blumenladen daher Platz für das Pfarrbüro machen. Mistelgaus Bürgermeister Georg Birner will das noch nicht wahrhaben. Der Laden sei ein Glücksfall gewesen. Gemeinde, Kirche, Vereine – alle hätten sie bei Schmidt ihren Blumenschmuck geordert. Ganz zu schweigen von den Besuchern des benachbarten Friedhofs. Birner sucht deshalb händeringend nach einer Möglichkeit, das Geschäft in Mistelgau zu halten. Und gibt sich optimistisch.

Ganz anders die Geschäftsführerin. Sie sagt, ein alter Bauernhof in der Bahnhofstraße sei ihr angeboten worden, doch nach nur fünf Jahren Geschäftstreiben in Mistelgau fehle ihr das nötige Kleingeld, für einen weiteren Neustart. „Wir haben drei Jahre draufgezahlt. Gerade erst fängt der Laden an, sich auszuzahlen", klagt sie. Die frühzeitige Ankündigung, das Mietverhältnis zu kündigen, sei nur ein schwacher Trost. Manche Werbeverträge liefen noch bis 2017. Die auszulösen, könnte das Geschäft noch einmal teuer zu stehen kommen, befürchtet Schmidt.

Die beiden Vollzeitkräfte will sie versuchen, in ihrem Geschäft in Plankenfels zu beschäftigen. „Wir müssen mehr Aktionen machen, um beide halten zu können", sagt sie. Erst vor kurzem habe sie der zwei jungen Mütter wegen die Geschäftszeiten in Mistelgau geändert. Einige Kunden könnten das jetzt als Vorzeichen für die Schließung des Ladens missverstehen, befürchtet Schmidt. „Doch die Leute sollen wissen, dass es nicht an uns liegt."

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