Nach Aufruf der Regionalbischöfin: Nur wenige Kirchengemeinden in der Flüchtlingsbetreuung aktiv

Sarah Bernhard
Anfang 2012 zogen die ersten Asylbewerber in den ehemaligen Gasthof Stamm in Eckersdorf. Seitdem kümmert sich die evangelische Kirchengemeinde um die Bewohner – und ist damit eine der wenigen Kirchengemeinden in der Region, die sich schon für Flüchtlinge engagiert. Foto: Archiv/Bauer Foto: red

Die evangelische Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat die Gemeinden dazu aufgerufen, Asylbewerber zu unterstützen. Doch in der Region stieß der Aufruf bisher auf wenig Resonanz. Und auch die katholische Kirche bleibt zurückhaltend. Denn auch Kirchen hätten ein "Recht auf Schockstarre".

 
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„Auch Kirchengemeinden haben ein Recht auf Schockstarre“, sagt Bindlachs Pfarrer Edmund Grömer. Die Dringlichkeit der Situation habe bisher kaum jemand erkannt: „Klar, wir wussten um den Konflikt im Mittleren Osten, aber Konflikte gibt es viele.“

Ein Problem sei auch, dass die Situation in den Ferien eskaliert sei. Denn eine so weitreichende Entscheidung, wie in die Flüchtlingsbetreuung einzusteigen, brauche eine breite Basis, sagt Grömer. „Der Kirchenvorstand muss einbezogen werden und ich muss die Akzeptanz in der Gemeinde klären, sonst ist das kontraproduktiv.“

Beten für die Flüchtlinge

Die katholische Kirche äußert sich weit weniger konkret zur Flüchtlingsfrage: Die Opfer der Katastrophen im Mittleren Osten bräuchten „unmittelbare humanitäre Unterstützung“, teilt die Deutsche Bischofskonferenz mit. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen. Darüber hinaus rufen die Bischöfe die Gläubigen zum „nicht nachlassenden Gebet für die Menschen in Not“ auf.

Konkrete Hilfe hat Pfarrer Reinhard Forster aus Weidenberg deshalb noch nicht im Sinn. „Wenn unsere Bischöfe gebündelt was machen, würden wir uns beteiligen.“ Man könnte die Gemeindemitglieder zum Beispiel über den Pfarrbrief ermutigen, „ihre Türen zu öffnen“. Aber geplant sei nichts.

In Hollfeld ist das ähnlich. „Bei uns ist in dieser Hinsicht nichts geschehen, weil wir noch nicht mit dem Thema konfrontiert waren“, sagt Bernhard Simon von der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt. Die Kirche dränge sich in der Sache nicht vor, würde aber nach einer Anfrage seitens der Stadt zumindest überlegen, wie sie helfen könne. Die Stadt Hollfeld hält schon seit längerem Ausschau nach einer potenziellen Asylbewerberunterkunft. Alle Gebäude in städtischem Besitz sind aber marode. Hat die Kirche eine Immobilie zu bieten? „Bei uns kommt nichts infrage“, sagt Pfarrer Simon. Er versichert aber: „Als Kirche stehen wir natürlich in der Pflicht, zu helfen, wenn es nötig wird.“

Positivbeispiel: Eckersdorf

In Eckersdorf tut man das bereits – und Pfarrer Reinhard Schübel ist stolz darauf. „Bei uns gibt es engagierte Frauen, die sich kontinuierlich und gewissenhaft um die Asylbewerber im Ort kümmern“, sagt er. Sie besuchen die Flüchtlinge regelmäßig, beraten sie und beschaffen Dinge, die die Asylbewerber brauchen.

Seit zweieinhalb Jahren sind im ehemaligen Gasthaus Stamm Flüchtlinge untergebracht. „Der Kontakt zu den Menschen dort ist allmählich entstanden und gewachsen“, sagt Pfarrer Schübel. Die Kirche besitzt eine Wohnung in Eckersdorf, „einer Familie, die schon länger in Deutschland ist, haben wir die Wohnung zur Miete angeboten“, sagt Schübel. Weil aber ein Familienmitglied krank sei, habe die Familie nach Bayreuth ziehen müssen, um die Wege zu Ärzten oder Behörden zu minimieren. „Das finde ich schade, wir hätten diese Familie gerne bei uns gehabt“, sagt der Pfarrer. Auch er selbst setzt sich immer wieder mit den Asylbewerbern auseinander, „mit den älteren Kindern zum Beispiel habe ich schon oft Tischtennis gespielt“.

Genau so müsse das sein, sagt Dolores Longares-Bäumler von der Caritas-Migrationsberatung. „Man muss den Menschen positiv gegenübertreten. Dann spürt man, was sie brauchen und kann danach handeln.“ Und zum Beispiel einen Fahrdienst einrichten, wenn die Busverbindung nach Bayreuth unregelmäßig ist. Oder Deutschkurse organisieren, wenn die Asylbewerber dies wünschen. Oder einfach die Altargaben des Erntedankfestes in der Unterkunft vorbeibringen. „Das sind Kleinigkeiten, die das Leben ausmachen.“

Auch Pfarrer Edmund Grömer aus Bindlach findet diese gelebte Willkommenskultur wichtig. Nach der Urlaubszeit, sagt er zum Abschluss, werde er deshalb sofort „versuchen, das zum Thema zu machen“.

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