Mutmaßliche Millionenbetrügerin vor Gericht Hof: Dubai-Gabi schmuggelt Briefe aus dem Knast

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Sie hat mit ihm Geschäfte gemacht, in London, Zürich, Mallorca. Er hat ihr gigantische Beträge zugesichert: 44 und 55 Millionen, in Aktienpaketen. Bloß: Es hat ihn nie gegeben. "Dror N.", der vermeintliche Geldgeber der Millionenbetrügerin Gabriele K., existiert gar nicht. Dafür gibt es einen realen Namensgeber - der aber kennt "Dubai-Gabi" nicht.

 
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Sie hat mit ihm Geschäfte gemacht, hat sich in Banken in London, Zürich und Mallorca mit ihm getroffen. Und er hat ihr 2013 zwei gigantische Beträge zugesichert: 44 und 55 Millionen Euro sollte Gabriele K. (51) erhalten, in Form von Aktienpaketen. Damit sie ihre Anlagegeschäfte absichern konnte. Pech nur: Bis auf den Namen, Dror N., war der Mann falsch, seine Papiere waren falsch, seine Garantien waren falsch, der Name der Firma war falsch – und K.s Anlagegeschäfte sollen auch falsch gewesen sein. Sie soll ihre Kunden um etwa 40 Millionen Euro gebracht haben, das meiste Geld für ihren Lebensstil ausgegeben haben. „Nie im Leben habe ich meine Kunden betrogen“, sagte sie und als Beweis führte sie vor dem Landgericht Hof eben jene Aktienpakete an, die ihr der falsche Dror N. zugesichert hatte. Nur noch die Unterschriften hätten gefehlt. Dann wurde sie verhaftet.

Der echte Dror „Drew“ N., 41 Jahre alt, mit leichter Gewichtszunahme in den vergangenen Jahren, ist ein Analyst, Gründer und Chef der Firma Forex Capital Markets LLC, einer großen Handelsplattform für Aktien mitten in New York, 1000 Mitarbeiter. Von dort hat er 36 Meilen zu seiner Villa in einem Park, umsäumt von Bäumen, in einem Nobelwohnort in Connecticut. Pool ist vorhanden, die Nachbaranwesen haben ebenfalls beträchtliche Größe, genauso die Parks und Pools. Die Welt des großen Geldes, in der Gabriele K. mitspielen wollte.

Jetzt sitzen sie sich gegenüber, die Untersuchungsgefangene und Angeklagte und der Investment-Profi, sie im Gerichtssaal in Hof, er im Büro eines New Yorker Anwalts. Und schon am Anfang der Videovernehmung wird klar: Er kennt sie nicht, hat sie nie gesehen, hat nie Geschäfte mit ihr gemacht. Und hat sich nie mit ihr getroffen. Schon gar nicht in einer Bank. Und auch sie hat den echten Dror N. nie gesehen. Ihrer sah anders aus, etwa 20 Kilo leichter.

Aber wer war der falsche Dror N.? Gab es ihn wirklich? Den Mann, der ihr Millionen versprochen hat und von dessen Pass sie eine Kopie auf ihrem Rechner hat? Ein Pass, auf dem Name, Foto, Nationalität, Geburtsdatum, Adresse, Unterschrift und Passnummer schlicht erlogen waren.

Für Gabriele K. gibt es diesen Dror N. auf jeden Fall, denn sie schrieb aus dem Gefängnis zwei Briefe an ihn. In denen beklagt sie sich über den unfairen Prozess, der ihr in Deutschland gemacht werde. Sie freut sich auch, „einen Menschen wie Sie und ihre Banker“ kennengelernt zu haben und damit die Möglichkeit gehabt zu haben, das Geschäft ihrer Firmen „auszuweiten“. Ein Geschäft allerdings, das die deutschen Behörden nicht verstünden. Jetzt suche sie „nach einer Möglichkeit zu überleben“, es handle sich um einen „Fall der Verzweiflung“. „Mit besten Grüßen, Gabriele.“

Dass die zwei Briefe ungesehen aus der Untersuchungshaft an den echten Dror N. gingen, brachte Gabriele K. allerdings nichts ein. Sie landeten sofort als Kopie beim Hofer Staatsanwalt, der leicht wütend klang. Der Richter klang enttäuscht. „Wenn das so ist, dann machen Sie sich selbst was kaputt.“ Jetzt prüft er, ob sie Besuch künftig nur noch hinter der Trennscheibe empfangen darf.

Der richtige Dror N. hat die Briefe nicht beantwortet.

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