MP3-Player, Blue Jeans, Flugzeug, Kühlschrank - alles von hier Keine Provinz: Viele Erfinder aus Franken

Von Elmar Schatz
Der erste Motorflieger:Gustav Weisskopf aus dem fränkischen Leutershausen vor seinem Flugzeug im Jahr 1901. Foto: Stella Randolph/dpa Foto: red

Wer weiß es? Blue Jeans, MP3-Player oder Kühlschrank haben in Franken ihren Ursprung. Das soll in die Köpfe hinein, beim "Tag der Franken 2016" in Hof; "Patente Franken  - Fränkische Patente", lautet das Motto. Aber warum ist Franken eine Region der hellen Köpfe? Das erklärt Bezirksheimatpfleger Günther Dippold.

 
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Dippold sagt drastisch: "Mich kotzt dieses Gerede von Provinz an. Wir wollen zeigen, dass es auch im ländlichen Franken kluge Köpfe gegeben hat und auch heute noch gibt."

Industrie entstehe nicht in satten Metropolen; in den früheren Residenzstädten hätten es die mit Aufträgen bestens ausgelasteten Handwerker gar nicht nötig gehabt, etwas Neues zu entwickeln, auch in den reichen Handelsstädten nicht.

Industrie entsteht, wenn Not erfinderisch macht

"Industrie entsteht da, wo die Not erfinderisch macht", sagt Dippold. Die allererste Porzellanfabrik in Franken sei 1745 zwar in Würzburg gegründet worden, wenige Jahre später aber schon wieder aufgegeben worden. In Schney, Reichmannsdorf oder Tettau aber hätten die Porzellan-Produktionsstätten Bestand gehabt.

In jüngerer Zeit ist das MP3-Format maßgeblich von dem Waischenfelder Professor Heinz Gerhäuser und seinem Team erfunden worden, der Kühlschrank von dem in Berndorf bei Thurnau geborenen Carl von Linde, die Blue Jeans von dem aus Buttenheim bei Bamberg stammenden Levi Strauss - und den ersten motorisierten Flugversuch hat in den USA der aus dem mittelfränkischen Leutershausen geborene Gustav Weißkopf unternommen.

Industriestarkes ländliches Franken

"Die Industrialisierung hat in Franken im ländlichen Raum stattgefunden." Dort hätten die Menschen sich anstrengen und viel riskieren müssen, um von ihrer Arbeit leben zu können. Dort sei auch die erforderliche Energie erzeugt worden, anfangs mit Holzkohle.

"Bei uns waren die klugen Köpfe schon immer da, und sie sind auch heute noch da", so Dippold, " und den klugen Köpfen muss Raum gegeben werden, damit sie sich entfalten können."

Der nächste "Tag der Franken" solle deshalb ein starkes Signal in Richtung München senden: Stätten der Forschung sowie Infrastruktur gehörten nicht nur in Großstädte, sondern auch in die Fläche.

Mit dem Forschungscampus Waischenfeld oder den Fraunhofer-Instituten in Bayreuth sei in jüngster Zeit zwar schon etwas geschehen, "aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein", so der Bezirksheimatpfleger.

Ideen einreichen bis Anfang November

Bis Anfang November sollen nun Kommnunen, Vereine, Bürger starke Beispiele für herausragende fränkische Leistungen beim Bezirk einreichen. Dippold hofft auf möglichst viele Rückmeldungen, nach dem Motto: "Bei uns gibt es den und den oder die ganz hervorragende Firma."

Der "Tag der Franken" soll auf keinen Fall eine rein Hofer Veranstaltung werden, sondern einen "gesamtfränkischen Ansatz" haben. Im Moment sei das ein Prozess im Werden, sozusagen eine Schwangerschaft, der in rund neun Monaten die Geburt eines prächtigen Babys folgen soll, sagt Dippold

"Tag der Franken" vom 27. Juni bis 2. Juli in Hof

Vom 27. Juni bis zum 2. Juli wird der "Tag der Franken" im kommenden Jahr in Hof sein. Den Gedanken mit den Erfindern hatte der Hofer Kulturreferent Peter Nürnberger, der kürzlich gemeinsam mit dem Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner (CSU) und Dippold darüber nachgedacht hat, wie die Aufmerksamkeit am besten auf Franken gelenkt werden könnte.

Nun liege es jedoch an den Franken selbst, ihren Tag zu gestalten; denn der Grundgedanke sei eben nicht, "dass der Staat etwas hinklatscht", sagt Dippold; gefragt sei vielmehr bürgerschaftliches Engagement.

Die Leute sollten sich klar darüber werden: "Wir haben was beizutragen, was zu sagen, als Stadt oder Dorf, als Verein oder Betrieb." Der Bezirk sei Sammler der Vorschläge. Der "Tag der Franken" solle somit nicht nur in Hof stattfinden, sondern überall in der Region.

Fränkische Schöpfungen ins Bewusstsein rücken

Das oberfränkische Konzept, den "Tag der Franken" unter den gesamtfränkischen Innovationsgeist zu stellen, sei schon 2013 in Bayreuth sehr erfolgreich gewesen, sagt Bezirkstagspräsident Günther Denzler. "Damals fanden in ganz Franken verteilt über 120 Veranstaltungen statt. Mit einer ähnlichen Anzahl könnten auch die vielen fränkischen Patente und Schöpfungen stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt werden", so Denzler.

Mit der zentralen Festveranstaltung zum "Tag der Franken" wechseln sich die drei Bezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken ab. Oberfranken richtete die zentrale Festveranstaltung bisher in Bamberg (2007), Kulmbach (2010) und Bayreuth (2013) aus.