Motiv des Todesschützen weiter unklar

Absperrband der Polizei riegelt am 03.10.2017 in Mesquite, Nevada, USA, vor dem Haus, in dem Stephen P., der Todesschütze von Las Vegas, gelebt hat, den Zugang zum Gelände ab. Foto: Martin Bialecki/dpa Foto: red

In Las Vegas berichten die Ermittler nach dem Massenmord von Fortschritten, viele Fragen bleiben aber weiter offen. Antworten erhoffen sie sich von der Freundin des Attentäters, die nun von den Philippinen in die USA reiste.

 
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Zwei Tage nach dem Blutbad bei einem Konzert in der US-Kasinometropole Las Vegas ist das Motiv des Todesschützen Stephen P. weiter unklar. Die Ermittler machten Fortschritte, hätten aber noch keine «vollständigen Antworten», sagte Bezirkssheriff Joseph Lombardo am Dienstag vor Journalisten. US-Präsident Donald Trump wird Las Vegas am Mittwoch besuchen und dabei auch mit Angehörigen der Opfer zusammenkommen.

Der 64-jährige P. hatte am Sonntagabend (Ortszeit) von seinem Zimmer im 32. Stock eines Hotels auf Besucher eines Open-Air-Konzerts gefeuert. 58 Menschen starben, wie der zuständige Gerichtsmediziner am Dienstagabend (Ortszeit) sagte. Demnach schlossen bisherige Angaben über 59 Tote den Schützen ein. Dieser hatte sich selbst getötet, als eine Spezialeinheit der Polizei sein Hotelzimmer stürmte. Die Zahl der Verletzten korrigierte Sheriff Lombardo am Dienstag mit gut 500 ebenfalls leicht nach unten.

Freundin in den USA angekommen

Die «New York Times» berichtete am späten Dienstagabend, dass die Freundin des Todesschützen inzwischen von den Philippinen in die USA gereist ist. Die 62-Jährige sei in der Nacht zu Mittwoch in Los Angeles angekommen. Sie gilt unter Ermittlern als «Person von Interesse». So bezeichnen Ermittler Menschen, von denen sie sich wichtige Informationen versprechen, die aber gegenwärtig nicht zwangsläufig als Tatverdächtige eingestuft werden.

Zuvor war bekannt geworden, dass der Schütze etwa 100 000 Dollar auf die Philippinen überwiesen hatte. Zunächst lagen aber keine Angaben darüber vor, wann er das Bankgeschäft erledigte und an wen das Geld konkret ging.

Tat umfassend vorbereitet

Derweil häufen sich die Hinweise darauf, dass P. seine Tat «umfassend» vorbereitet hatte, wie es Lombardo am Dienstag formulierte. Nach weiteren offiziellen Angaben fand die Polizei neben mehr als 20 Schusswaffen in der Hotelsuite im Mandalay Bay Hotel auch eine Kamera, die im Guckloch der Eingangstür installiert war. Zwei weitere waren im Flur angebracht. Nach Polizeiangaben sollten sie P. offenbar beim Eintreffen von Polizisten vorwarnen.

Wie weiter bekannt gegeben wurde, fand die Polizei an zwölf Waffen Vorrichtungen, die das Abfeuern von Schüssen beschleunigen können.

Viele Schusswaffen im Haus

US-Fernsehsender zeigten am Dienstag offensichtliche Polizeiaufnahmen aus dem Hotelzimmer, die nach der Tat gemacht wurden. Darauf sind unter anderem Waffen und zahlreiche Hülsen zu sehen. Ein Foto soll den leblosen Körper des Schützen auf dem Boden zeigen. Wie die Aufnahmen zu den Medien gelangten, wurde nicht bekannt. Lombardo nannte den Vorgang «besorgniserregend». Die Polizei leitete eine interne Untersuchung ein.

Insgesamt stellte sie nach jüngsten Angaben vom Dienstagabend (Ortszeit) im Hotelzimmer und in zwei Häusern des Täters in Mesquite und in Reno 47 Schusswaffen sicher. Sie seien in Utah, Kalifornien, Texas und Nevada gekauft worden. Außerdem wurden Tausende Schuss Munition und Sprengstoff entdeckt - ein gewaltiges Arsenal.

Debatte um Waffengesetze

Vor diesem Hintergrund ist die Debatte um die nach Ansicht von Kritikern viel zu laschen amerikanischen Waffengesetze wieder voll entbrannt. Der Chef der demokratischen Minderheit im Senat, Chuck Schumer, forderte in einer Rede in der Kongresskammer «vernünftige Reformen». Man könne das Böse oder den Wahnsinn nicht von der Erde verbannen, sagte Schumer. «Aber wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um unser Land zu einem sichereren Ort zu machen.»

Trump erklärte am Dienstag: «Wir werden mit der Zeit über Waffengesetze sprechen.» Der Republikaner hatte sich in der Vergangenheit - vor seiner Bewerbung ums Präsidentenamt - für «vernünftige begrenzte» Waffenkontrollmaßnahmen ausgesprochen. Dann schwenkte er aber um, wohl auch mit Blick auf die mächtige Waffenlobby-Organisation NRA.

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