Möglicher Matchball für Medi Bayreuth

Von Dino Reisner
Ein spannendes Centerduell lieferte sich im Hinspiel Andreas Seiferth (am Ball) mit Venedigs Mitchell Watt: Der Bayreuther entschied es bei Punkten (14 gegenüber 11) und Rebounds (10 gegenüber 2) klar für sich. Foto: Andreas Bär Foto: red

Am vorletzten Spieltag der Champions-League-Vorrunde könnte sich für Medi Bayreuth im Heimspiel gegen Umana Reyer Venedig eine besonders reizvolle Ausgangsposition ergeben: Im Falle einer Niederlage von AEK Athen oder SIG Straßburg am Dienstagabend hätte es die Mannschaft von Trainer Raoul Korner am Mittwoch (20 Uhr) in der eigenen Hand, sich mit einem Sieg gegen den italienischen Meister vorzeitig für das Playoff-Achtelfinale zu qualifizieren.

 
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Die Bayreuther wären dann selbst bei einer Niederlage im abschließenden Spiel am 6. Februar in Athen im Endklassement nicht mehr von einem der ersten vier Tabellenplätze in der ausgeglichenen Gruppe C zu verdrängen.

Die Athener stehen heute vor der unangenehmen Auswärtsaufgabe bei Olimpija Ljubljana. Eher unwahrscheinlich erscheint ein Ausrutscher von Straßburg im Heimspiel gegen Schlusslicht Rosa Radom. Medi-Trainer Raoul Korner will sich an derartigen Rechenspielen jedoch nicht beteiligen. Er sagt: „Wir rechnen nicht, wir spielen! Ich habe mir abgewöhnt, mich mit anderen Ergebnissen zu beschäftigen, und konzentriere mich nur auf meine Mannschaft.“

Und die hat ihm zuletzt mit den Siegen in Frankfurt (Pokal), in Madrid (Champions League) und zu Hause gegen Göttingen Grund zur Zufriedenheit gegeben: „In Frankfurt und Madrid haben wir zur richtigen Zeit sehr gute Leistungen abgerufen. Das Spiel gegen Göttingen war nicht das beste, unter dem Strich steht aber ein Sieg – und das ist das Wichtigste. Gegen Venedig werden wir wieder ein Meisterstück brauchen.“

Im Hinspiel Mitte November in der norditalienischen Lagunenstadt mussten sich die Bayreuther ohne den seinerzeit verletzten Assem Marei knapp mit 67:70 geschlagen geben. Schnell waren sie 0:12 in Rückstand geraten, fast fünf Minuten mussten sie auf ihren ersten Korberfolg warten. Nach einem 30:41-Pausenrückstand holten sie in der zweiten Spielhälfte mit einer Energieleistung und einem glänzend aufgelegten Robin Amaize (22 Punkte) auf. Wenige Sekunden vor Spielende konnte John Cox sogar zum 67:67 ausgleichen, ehe Gediminas Orelik mit einem Dreier für den knappen Sieg des Champions-League-Halbfinalisten der Vorsaison sorgte.

Zwei Bayreuther besonders motiviert

Zwei Bayreuther dürften am Mittwoch besonders motiviert zu Werke gehen: Zum einen Nate Linhart, der auf seinen einstigen Arbeitgeber aus der Saison 2013/14 trifft – der heutige Reyer-Headcoach Walter De Raffaele war damals Assistent. Zum anderen Gabe York, der im Hinspiel einen schwarzen Tag erwischt und mit null Punkten (vier Fehlwürfe) seine schwächste Saisonleistung abgeliefert hatte. „Das war von Gabe ein einmaliger Ausrutscher nach unten“, sagt Trainer Korner über seinen etatmäßigen Topscorer.

Venedig hatte damals mit dem Sieg gegen Medi die Tabellenführung in Gruppe C verteidigt. Nach einer Schwächephase im Dezember mit drei Niederlagen hintereinander müssen die Italiener jedoch um die Teilnahme an den Playoffs bangen. Vor diesem Spieltag belegen sie mit 7:5 Siegen den undankbaren fünften Tabellenplatz. Korner schätzt den Gegner als „sehr erfahrene und reife Mannschaft mit einer guten Balance zwischen Innen- und Außenspielern.“

Mit dem Litauer Gediminas Orelik (14,2 Punkte pro Spiel), den US-Amerikanern Mitchell Watt (12,2), Marquez Haynes und Dominique Johnson (je 10,3) sowie dem Kroaten Hrvoje Peric (10,1) punkten gleich fünf Spieler zweistellig. Center Watt ist neuntbester Rebounder der gesamten Champions League (7,0 pro Spiel). Er spielte einst in der Bundesliga für Alba Berlin, genau wie Dreierspezialist Johnson. Spielmacher Haynes war früher bei den Artland Dragons tätig.

Besser als in der Champions League läuft es für Venedig in der nationalen Liga. Dort belegt der Titelverteidiger mit 12:5 Siegen und 24 Punkten nur knapp hinter Spitzenreiter Brescia (26) und gleichauf mit Mailand und Avellino den vierten Tabellenplatz. Am Sonntag setzte sich Reyer in einer Neuauflage des Vorjahresfinales mit 83:79 bei Dolomiti Energia Trient durch. Topscorer war der ehemalige griechische Nationalspieler Michael Bramos mit 26 Punkten.

INFO: Bereits 1942 und 1943 war Venedig italienischer Meister. 1981 stieß die Mannschaft ins Finale des Korac-Cups vor, das sie unglücklich 104:105 nach Verlängerung gegen Joventut Badalona verlor. Es folgten Jahre als Fahrstuhlverein zwischen erster und zweiter Liga und 1997 der völlige Absturz bis hinunter in die fünftklassige Serie C. Erst ab 2006 nach dem Einstieg der Zeitarbeitsfirma Umana ging es wieder aufwärts: 2011 schaffte Venedig den Wiederaufstieg in die Serie A, in der Vorsaison gewann der Verein erstmals seit 74 Jahren wieder die Meisterschaft.

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