Indes bremsen Produktionsengpässe das Nordamerikageschäft - dort, wo Rorsted die größten Chancen für Adidas sieht. "Nachfragespitzen konnten nicht vollständig befriedigt werden", räumte der Däne ein. Man habe aber zusätzliche Kapazitäten geschaffen, außerdem würden Waren per Flugzeug in die USA und nach Kanada transportiert.
Auch das schwache Europageschäft warf Fragen bei Aktionären auf. Hier stagniert der Umsatz, die Konkurrenten Nike und Puma holen auf. "Wir haben neue Produkte nicht sorgfältig genug im Markt platziert und auf Trends nicht schnell genug reagiert", erklärte Rorsted. Im Heimatmarkt sei nun der Fokus wieder weg von Lifestyle- und hin zu Sportprodukten gelegt worden.
In einem Gegenantrag forderte der Dachverband der kritischen Aktionäre, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern. Adidas zahle Beschäftigten in Kambodscha und Indonesien nur Mindestlöhne, die nicht für ein menschenwürdiges Leben reichten. Aus Kambodscha stammten fast 25 Prozent der Bekleidung, die Adidas herstellen lässt.
"Tariflöhne wären für die Beschäftigten in Kambodscha ein wichtiger Schritt hin zu existenzsichernden Löhnen", sagte Sabine Ferenschild von der "Kampagne für Saubere Kleidung - Südwind". Adidas weigere sich, sich an einem Textilbündnis in Kambodscha zu beteiligen, wodurch Tarifverhandlungen in dem asiatischen Land scheiterten. Der Antrag fand jedoch keine Mehrheit bei den Aktionären. Rorsted betonte, dass die mit Lieferanten vereinbarten Arbeits- und Vergütungsstandards regelmäßig überprüft würden und im Einklang mit dem Menschenrechtskonzept der Vereinten Nationen stünden.
Die DSW kritisierte ferner das Adidas-Sponsoring von Real Madrid und sprach von "exorbitanten jährlichen Zahlungen" an den spanischen Spitzenclub. Am Mittwoch gab Adidas die Verlängerung des Vertrags mit den "Königlichen" bis Juni 2028 bekannt - ohne den finanziellen Rahmen zu nennen. Rorsted betonte, er und seine Vorstandskollegen seien sich jedoch sehr klar darüber, "wo die Obergrenze für unser finanzielles Engagement liegt". Adidas entwirft und produziert das weiße Trikot mit dem Emblem der spanischen Krone seit 1998.
Neu in den Aufsichtsrat wählten die Anteilseigner neben Bertelsmann-Chef Thomas Rabe Daimler-Finanzvorstand Bodo Uebber und die chinesische Managerin Jing Ulrich. Nicht mehr zur Wahl an traten Deutsche-Post-Chef Frank Appel, die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Katja Kraus sowie der Unternehmensberater Willi Schwerdtle. Der 74-jährige Aufsichtsratschef Igor Landau wurde aus Altersgründen nur bis 2020 wiedergewählt.