Kampagne "Kochen für Soltani" soll auf Anwalt als politischer Gefangener in Haft in Teheran aufmerksam machen Kochen für inhaftierten Menschenrechtler

Maede Soltani (vorne) bei der Aktion "Kochen für Soltani" in Nürnberg. Mit der Koch-Aktion im Internet machen die Menschen auf den zu Unrecht inhaftierten iranischen Anwalt und Menschenrechtler Abdolfattah Soltani aufmerksam. Foto: dpa Foto: red

Mit einer Koch-Aktion im Internet machen Menschen auf den zu Unrecht inhaftierten iranischen Anwalt und Menschenrechtler Abdolfattah Soltani aufmerksam. Die Aktion für den Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises hat prominente Unterstützer.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Reis mit Hühnchen, Brot und Salat türmen sich auf dem Tischtuch auf dem Boden. Obst und das Joghurtgetränk Ayran stehen bereit. Eigentlich könnte es losgehen mit dem Essen. Doch Maede Soltani wartet noch auf ihren Gast. Seit drei Jahren wartet sie nun schon. Sie hat ihren Vater Abdolfattah Soltani eingeladen, den Trägers des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises und iranischen Anwalt, der seit 2011 als politischer Gefangener in Teheran im Gefängnis sitzt. Sein Platz bleibt an diesem Tag wieder einmal leer.

Maede Soltanis Abendessen ist Teil der Kampagne «Kochen für Soltani». «Wir wollen damit auf die Abwesenheit meines Vaters aufmerksam machen», erklärt sie, «und Druck auf die iranische Regierung ausüben.» Wer mitmachen möchte, kocht, deckt den Tisch, lässt einen Platz für Abdolfattah Soltani frei und macht ein Foto. Dieses Foto lädt er entweder auf der Facebookseite der Kampagne hoch oder schickt es an die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich, die es auf das Internet-Blog der Initiative stellt.

Die Aktion hat sich seit dem Start im Oktober schnell verbreitet. Im bayerischen Landtag wurde eingeladen, die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi kochte in ihrer Wohnung in Großbritannien und auch viele iranische Familien haben sich beteiligt. Heinrich, die die Initiative gemeinsam mit Politikern anderer Parteien unterstützt und bei der Koordination hilft, meint: «Mich hat verblüfft, dass auch so viele Iraner mitmachen, wo die Kontrolle so stark und der Zugang zu Facebook für sie nicht immer leicht ist.»

Das liegt wohl auch an der Idee hinter der Kampagne, denn zum Essen wird in jeder Kultur eingeladen. «Und überall braucht man einen triftigen Grund, um abzusagen», sagt Heinrich. Angst, mit der Aktion die Situation ihres Vater möglicherweise zu verschlechtern, hat Maede Soltani nicht: «Zum Essen einzuladen, das ist nicht strafbar», sagt sie.

Soltani selbst ist von der Aktion begeistert

Begleitet wird die Kampagne von einer Briefaktion. Wer will, kann an den iranischen Präsidenten Ali Hoseyni Khamenei und die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini schreiben und darum bitten, Abdolfattah Soltani freizulassen beziehungsweise sich für dessen Freilassung einzusetzen. Als Gründer des Teheraner Zentrums für Menschenrechtsverteidiger war Abdolfattah Soltani der Regierung ein Dorn im Auge. 2011 wurde er zu 13 Jahren Haft verurteilt - auch weil er den Nürnberger Menschenrechtspreis angenommen hatte.

Abdolfattah Soltani ist von der Aktion begeistert. «Meine Mutter hat ihn im Gefängnis besucht und ihm davon berichtet. Er hat sich ganz oft dafür bedankt, dass die Menschen das für ihn machen», sagt Maede Soltani. Hoffnung, die der 61-Jährige gut gebrauchen kann. Seine Anwälte habe er seit einem Jahr nicht sehen dürfen, sagt Maede Soltani. Und er müsse dringend außerhalb der Gefängnis-Krankenstation behandelt werden.

Wie viel Hoffnung Maede Soltani tatsächlich in die Aktion setzt, kann sie nicht sagen. Abdolfattah Soltani solle zum Symbol werden, auch für andere zu Unrecht Inhaftierte. «Das Gefühl, ihn zu vermissen, wird immer bleiben, und sein Platz wird immer frei sein», sagt sie. «So lange mein Vater inhaftiert ist, gehen auch unsere Kampagnen für ihn weiter.»

dpa

Autor