Unverhofft kann das ans Limit führen, so wie es unlängst einem 84-jährigen Herrn widerfuhr, der mit dem Auto das Amtsgericht in Bad Homburg aufsuchen wollte: Statt die Einfahrt zum Parkplatz erwischte er eine Fußgängertreppe; die rumpelte er konsequent hinab, bevor er auf einer Grünfläche zum Stehen kam, zum Glück unverletzt. Den umgekehrten Weg können seit Kurzem fitte Fische in Sachsen-Anhalt nehmen: Neben der neuen Stauanlage des Secantsgrabens bei Neuendorf am Damm erlaubt eine sogenannte Fischtreppe den Tieren, die Staustufe des Gewässers aufwärts zu überwinden. Stufe für Stufe: Derart untrennbar gehört jene erhöhte waagrechte Trittfläche zu unserer Kulturgeschichte, dass wir uns darüber, wie über irgendeine Selbstverständlichkeit, kaum einmal Gedanken machen. Dabei reicht die Erfindung der Treppe in ihrer Ingeniosität geradezu an das Rad heran, erlaubt sie doch uns Menschen - denen nicht die Technik, wohl aber die Natur zu fliegen versagt - den Fußweg aus der uns angestammten Horizont- in die Vertikale. Bereits die Monumentalbauten zu Beginn der Zivilisation, erst recht Ägyptens Pyramiden lassen sich recht eigentlich nur als Variationen über das Thema Treppe verstehen. Mit Recht gelten formvollendete Wendeltreppen - in der Renaissance auch doppelläufig - und prachtvolle Treppenhäuser wie im Schloss zu Würzburg als Marksteine der Kunstgeschichte. Die Rolltreppe, rein funktional, ist eine Spielart ganz eigenen Charakters; die Show-, die Theatertreppe auch. Stets taugen gestufte Zu-, Auf- und Abgänge dazu, Rang- und Hackordnungen zu vermitteln: Wo ließe sich besser erkennen, wer "die da oben" sind, wer "die da unten". Foto: Patrick Pleul/dpa