Freilich durfte und konnte nicht jeder einfache Krieger die Zügel führen. Fürsten und ihren Wagenlenkern war das kostspielige, geschulte Reitkunst erfordernde Gefährt vorbehalten, den Pharaonen des alten Ägyptens etwa; aber auch den Fahrkünstlern, die betuchte Magnaten dereinst in ihren Rennställen beschäftigten, für fürstliches Gehalt. Denn ein Wagenrennen, wie es William Wylers Sandalenfilm-Klassiker "Ben Hur" von 1959 bis heute mitreißend vorführt, barg tödliche Risiken für Leib und Leben der Fahrer. Falls die Verunglückten in den Himmel kamen, stießen sie dort womöglich mit ähnlichen, allerdings glanzvolleren Pferdegespannen des Gottes Helios oder seines Kollegen Phoebus zusammen, von denen die klassischen Mythologien wissen. Nicht ganz so weit oben, aber ziemlich hoch über der Erde haben metallene Exemplare solch eines Vierergespanns, einer Quadriga, Aufstellung genommen - so auf dem Sonnentempel der Bayreuther Eremitage, auf dem Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen, am Moskauer Bolschoi-Theater ... und auf dem Brandenburger Tor, dem einzigen noch bestehenden Stadttor des alten Berlins. Auf dem Triumphwagen dort zieht Victoria, die Siegesgöttin, einher: Von Johann Gottfried Schadow entworfen, führte Emanuel Jury ein erstes, fünf Meter hohes Kupfermonument 1793 aus. Napoleon nahm es 1807 für sieben Jahre mit nach Paris. Die Napoleonischen Kriege, aber nicht den Zweiten Weltkrieg überstand das Wahrzeichen. Heute vor sechzig Jahren kehrte eine originalgetreue Replik aufs Brandenburger Tor zurück, das heute wieder ausdrücklich ist, was es bei seiner Errichtung war: ein Versöhnungszeichen. Die Siegesgöttin, so ist's gemeint, bringt Frieden, wenn auch nur mit vier Pferdestärken.