Gewiss drücken sich nicht alle Männer vor dem Kochen, Putzen, Kinder hüten, aber die Defizite wiegen weiter so schwer, dass sie Parlamentspräsident Wolfgang Schäuble bei der Feierstunde "100 Jahre Frauenwahlrecht" angesprochen hat. Dabei stellt Schäuble ganz richtig fest, dass die unverzichtbaren Leistungen bei Kindererziehung, Hausarbeit und Pflege immer noch in erster Linie von Frauen erbracht werden - unbezahlt. Das Ziel ist laut Schäuble erst dann erreicht, wenn Frauen und Männer wirklich frei entscheiden können, wo sie die Prioritäten in ihrem Leben setzen wollen, ohne auf Beruf oder Familie oder gesellschaftliches Engagement zu verzichten. Das sind allerdings leere Worte aus dem Mund eines Mannes, der seiner Karriere stets alles andere untergeordnet hat. Die Frage wäre an Schäubles Frau und seine beiden Töchter zu richten, ob denn der Familienvater in jungen Jahren vorbildlich das Geschirr abgespült oder die Waschmaschine befüllt hat. Bei seiner Leidenschaft für Politik ist dafür wohl kaum Zeit geblieben. Vielleicht wollte sich Schäuble an die eigene Brust klopfen und eine Mea-Culpa-Rede halten. Das Grundproblem hat sich inzwischen noch verschärft: Junge Frauen müssen sich im Beruf voll einbringen - und verlieren sehr häufig immer noch den Anschluss, wenn sie sich für ein Baby entscheiden.