Seine Neu-Erfindung: Denn viel früher als hierzulande ersannen die Chinesen etwa vor 1300 Jahren Mittel und Wege, jene hochfeine Keramik herzustellen. Seit Porzellangefäße und -figuren nach Europa fanden, seit Anfang des 16. Jahrhunderts also, wuchs die Sehnsucht der Reichen und Mächtigen nach der fragilen Kunst und dem kostbaren Kunstgewerbe, das sich aus der exotischen Substanz verfertigen ließ. Allerdings war es den Einwohnern im Reich der Mitte unter Androhung schwerster Strafen untersagt, die Rezeptur (Kaolin, Feldspat, Quarzmehl) und Einzelheiten der Brenntechnik Unbefugten zu verraten. Besagtes Plagiat erlaubte sich der Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger. Der war keineswegs darauf aus, hinter das Geheimnis des Porzellans zu kommen. Vielmehr mühte er sich als Alchemist im Auftrag des prunkverliebten, darum verschuldeten, legendär "starken" Sachsenkönigs August II., mindere Metalle in Gold zu verwandeln. 1682 war Böttger in Schleiz zur Welt gekommen und zählte mithin erst 26 Lenze, als er sich vom wachsenden, Leib und Leben bedrohenden Druck seines ungeduldigen Regenten befreien konnte. Denn 1708 experimentierte er mit einer Formel seines Vorgesetzten, des kurz zuvor gestorbenen Physikers Ehrenfried von Tschirnhaus, und gewann dabei zwar kein unvergängliches Edelmetall, dafür aber - Porzellan. Eine Lebenswende: Die 1710 gegründete Manufaktur in Meißen leitete Böttger bis zu seinem Tod. Der ereilte ihn heute vor 300 Jahren in Dresden, das eine der weltweit größten Sammlungen erlesener Stücke aus China und Japan, aber auch aus der Meißner Produktion beherbergt - weißes Gold, glänzend wie echtes. Foto: Jan-Peter Kasper/dpa