Die schier grenzenlose Empörung und Ablehnung, als SPD-Chefin Saskia Esken von „latentem Rassismus in den Reihen der Sicherheitskräfte“ sprach, scheinen unangebracht gewesen zu sein. Nach und nach bewahrheitet sich, dass die Polizei in Deutschland alles andere als frei von Diskriminierung, Extremismus, womöglich sogar von Neonazis in Uniform ist. Die rechtsextremen „NSU 2.0“-Drohschreiben und die Abrufe der persönlichen Daten der später bedrohten Frauen von einem Polizeirechner in einem Wiesbadener Revier sind nur ein neuerlicher Fall, der das deutlich macht. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) festigt mit seiner vehementen Verweigerungshaltung gegenüber einer Rassismusstudie zusätzlich den Eindruck, einiges solle unbedingt im Verborgenen bleiben, weil es sonst unangenehm werden könnte. Zu mehr Vertrauen zwischen Polizisten und jedem einzelnen Bürger tragen die Vorfälle der vergangenen Wochen absolut nicht bei. Ohne Frage: Ein Generalverdacht verbietet sich. Und fast alle Freunde und Helfer dürften nichts zu befürchten haben. Wenn, ja wenn alles in Ordnung ist, wie fast unisono behauptet wird. Möglicherweise handelt es sich aber doch nicht um Einzelfälle. Deshalb darf Korpsgeist nie über Menschenrechten stehen.