Medi: Wieder ein neuer Schlüsselspieler

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Medi-Center mit traumwandlerischer Sicherheit: An Andreas Seiferths (rechts) Bilanz von zehn getroffenen Würfen bei zehn Versuchen aus dem Feld konnte hier auch Radoms Ihor Zaytsev nichts ändern. Foto: Sven Ammon Foto: red

Was für eine fulminante Rückkehr des Bayreuther Basketballs aufs internationale Parkett nach über zwei Jahrzehnten Abwesenheit. Der überraschend deutliche 96:79-Erfolg von Medi Bayreuth bei Rosa Radom in Polen machte Appetit auf mehr und verfestigte eine Erkenntnis, die man schon nach den ersten drei Bundesliga-Spielen hatte gewinnen können: Die aktuelle Medi-Mannschaft ist ungemein schwer auszurechnen. Im vierten Pflichtspiel der noch jungen Saison gab es wieder einen neuen Schlüsselspieler.

 
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Während beim Bundesliga-Auftaktsieg in Tübingen Gabe York besonders herausstach, schlüpfte im ersten Heimspiel gegen den Mitteldeutschen BC Robin Amaize in die Rolle des Go-to-Guy. Beim jüngsten Bundesliga-Sieg in Ulm war Center Assem Marei als Dominator unter den Körben das Sahnehäubchen auf einer starken Mannschaftsleistung. In Radom nun riss einer der Spieler das Ruder herum, der bislang eher ein Dasein als graue Maus denn als Lichtgestalt gefristet hatte: Center Andreas Seiferth.

„Er hat ein phänomenales Spiel gezeigt“, adelte auch Raoul Korner seinen Backup-Center, der bis Radom klar im Schatten von Assem Marei gestanden hatte. Statistisch belegen ließ sich das Lob des Trainers für seine Nummer elf ohnehin. Drei Assists und 24 Punkte standen für Seiferth am Ende zu Buche, darunter die elf Zähler im zweiten Viertel, die die erfolgreiche Aufholjagd der Bayreuther nach einem 16:33-Fehlstart zum Ende des ersten Viertels wesentlich befeuert hatten. Nicht zu vergessen seine makellose Quote: Alle seine zehn Würfe aus dem Feld hatte er getroffen.

"Froh, dass ich in die Bresche springen konnte"

Für den 28-jährigen gebürtigen Berliner kam seine Glanzleistung einer Befreiung gleich. „Das habe ich wirklich gebraucht, nachdem ich ja recht langsam in die Saison gestartet bin“, sagte der gefeierte Mann, erklärte aber, dass die Wahrnehmung seiner Leistung auch unter den starken Vorstellungen von Marei gelitten habe. „Umso froher bin ich, dass ich heute in die Bresche springen konnte, wenn es mal nicht so lief.“ Dass das Spiel unter den Körben bislang ein Schlüssel der Bayreuther Erfolge war, erklärte Seiferth mit der Tatsache, „dass wir noch ein bisschen kontrollierter spielen als in der zurückliegenden Saison. Das spielt mir und Assem natürlich noch mehr in die Karten.“

„Schwer in Ordnung“ fand Raoul Korner aber nicht nur die Leistung seines längsten Spielers, sondern Moral und Kampfgeist aller Akteure. Nach dem großen Rückstand mit bis zu 17 Punkten habe seine Mannschaft nie aufgehört zu spielen, resümierte der 43-jährige Österreicher. „Ganz im Gegenteil. Sie hat zurückgefightet, die Spieler haben aneinander geglaubt, sind Schritt für Schritt zurück ins Spiel gekommen und haben es dann in der zweiten Halbzeit in der Hand gehabt.“

Medi mit starkem Finish nach schwachem Start

Dadurch sei die Mannschaft wieder ein Stück mehr zusammengewachsen, nannte Korner einen positiven Nebeneffekt der erfolgreichen Aufholjagd. „Denn das ist eine Erfahrung, die uns bis jetzt gefehlt hat. Wir sind bisher noch nie einem großen Rückstand hinterhergelaufen, auch in der Vorbereitung nicht. Und zu sehen, dass man ein Spiel trotz eines schwachen Starts stark finishen kann, war wichtig.“

Nicht neu war indes die Erkenntnis für den Medi-Coach, dass er sich auf seine zweite Fünf verlassen kann. In Radom wurde er darin noch einmal bestärkt. Generell, so sagte er, hätten die Bankspieler dem Spiel in Radom ihren Stempel aufgedrückt. Neben Seiferth waren dies insbesondere Kapitän Bastian Doreth als ordnende Hand und Steve Wachalski als Distanzschütze.

Alles in allem haben sich die Strapazen der 1300 Kilometer langen Anreise mit Bus und Flugzeug für die gesamte Medi-Delegation voll und ganz gelohnt. Und das nicht nur aus sportlicher Sicht. Was Pressesprecher Sven Ammon unterstrich: „Alle sehr freundlich, alle hilfsbereit. Die Organisation hat super geklappt. So stellt man sich Europa vor.“

Da konnten es die Bayreuther gut verschmerzen, dass sie in Radom noch nicht die ganz große Champions-League-Atmosphäre hatten aufsaugen können. Mit 807 Zuschauern war die kleine Sporthalle Mosir nur zur Hälfte gefüllt und versprühte eher den Charme der Gefreeser Schulturnhalle als internationales Flair. Den Bayreuther Spielern war das egal, und Andreas Seiferth gleich doppelt: „Es fühlt sich einfach geil an, gewonnen zu haben. Und das auch noch auswärts.“

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