Medi-Team in Bonn: Rivalen um Platz vier

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Als Topscorer zeichnete sich Kyan Anderson (links) beim Hinspiel aus. Mit 22 Punkten hatte der Bayreuther Spielmacher entscheidenden Anteil am 83:78-Sieg gegen die Bonner um Julian Gamble (rechts). Foto: Peter Kolb Foto: red

Der Tabellenvierte besucht den Siebten: Auf den ersten Blick scheint sich der Auftritt von Medi Bayreuth am Samstag um 20.30 Uhr bei den Telekom Baskets Bonn nicht als Spitzenspiel der Bundesliga in den Vordergrund zu drängen. Auf den zweiten erfüllt er aber ziemlich viele Voraussetzungen dafür.

 
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„Hier geht es nicht um die Qualifikation für die Playoffs, sondern um den Heimvorteil in der ersten Runde“, sagt Medi-Trainer Raoul Korner und erklärt die Bonner damit zu den direkten Rivalen im Rennen um den vierten Platz. „Berlin, Oldenburg und Bonn sind die drei Mannschaften, die uns diese Position noch streitig machen.“ Entsprechend groß sei die Bedeutung des direkten Duells, das den Abstand zwischen beiden Mannschaften entweder auf acht Punkte vergrößert, oder auf vier Punkte verkürzt: „Die Bonner werden ihre vielleicht letzte Chance sehen, noch so weit oben anzugreifen.“

Der Medi-Coach zweifelt folglich nicht daran, dass sein Team auf einen hoch motivierten Gegner treffen wird: „Gerade gegen Spitzenmannschaften haben sie meist starke Leistungen gezeigt“, sagt Korner. „Und zumindest von der Tabelle her werden sie uns auch als solche betrachten.“ Ganz besonders gilt das für die Spiele in heimischer Halle, wo die Mannschaft des früheren Bayreuther Trainers Predrag Krunic erst kürzlich den Tabellennachbarn Alba Berlin mit 95:72 abgekanzelt hat und auch schon Titelanwärter Bayern München besiegte (95:83).

Von den bisherigen zehn Heimspielen haben die Bonner nur zwei verloren – eines gegen Meister Bamberg (70:85), aber das andere gegen die abstiegsbedrohten Braunschweiger (91:93). „Manchmal zeigen sie zwei Gesichter“, sagt Korner und denkt dabei auch an das Hinspiel in Bayreuth. Damals führte sein Team nach 15 sensationellen Minuten mit 40:18, musste nach dem 53:51 (25.) aber noch hart arbeiten, um einen 83:78-Sieg ins Ziel zu retten. „Mit der richtigen Energie können sie jeden schlagen“, erklärt der Medi-Coach. „Manchmal haben sie aber auch Phasen, in denen sie defensiv etwas lethargisch wirken und von außen nicht gut treffen.“

Besondere Atmosphäre in Hochburg des Karnevals

Auf fehlende Energie im Bonner Team wird man allerdings kaum hoffen dürfen – schon gar nicht im Heimspiel am Faschingswochenende, das in der rheinischen Karnevalshochburg traditionell besonders zelebriert wird. Vor allem manchem Ausländer im Medi-Aufgebot könnte die Atmosphäre etwas irritierend vorkommen, aber eine spezielle Vorbereitung darauf hält der Trainer nicht für nötig: „Höchstens um De’Mon Brooks muss ich mich vielleicht etwas kümmern“, sagt Korner schmunzelnd. „Der hat nämlich Angst vor Clowns.“

Mehr Sorgen bereitet dem Bayreuther Trainer der Ausfall von Robin Amaize, der sich bekanntlich bei einem Trainingsspiel in Tübingen am linken Fuß verletzt hat. „Das tut uns schon weh, weil unsere Wechselrotation jetzt wieder auf neun Leute begrenzt ist.“ Umso mehr erweise sich nun die Nachverpflichtung von David Gonzalvez als richtige Maßnahme: „Das haben wir genau für so einen Fall gemacht.“ Auf die Frage nach der Dauer der Zwangspause von Amaize will sich Korner nicht festlegen, aber seine Antwort klingt nur vordergründig optimistisch: „Wir gehen davon aus, dass er in dieser Saison noch zurückkommt.“

Bonner im Viertelfinale des Europe-Cups

Während Medi Bayreuth seit dem 95:83-Sieg gegen die Eisbären Bremerhaven am 10. Februar kein Pflichtspiel mehr bestritten hat, waren die Telekom Baskets Bonn seit dem 8. Februar viermal innerhalb von 15 Tagen im Einsatz. Neben den Bundesligasiegen in Vechta (77:70) und gegen Würzburg (101:84) waren sie auch auf internationalem Parkett erfolgreich und zogen ins Viertelfinale des Fiba-Europe-Cups ein.

Nachdem sie die beiden Gruppenphasen jeweils als Tabellenführer abgeschlossen hatten, trafen die Bonner in der ersten K.-o.-Runde auf den finnischen Vertreter Kataja Basket, der in der Champions League die Playoffs verpasst hatte und damit abgestiegen war. Nach einem klaren 91:72-Heimsieg gewann der Bundesligist auch das Rückspiel am vergangenen Mittwoch in der ostfinnischen Stadt Joensuu mit 88:84. Ganz mühelos war der Gesamterfolg aber trotzdem nicht, denn beim 42:60-Rückstand (23.) war der Vorsprung aus dem Hinspiel fast aufgebraucht. Die Bonner verkürzten zwar gleich mit einem 12:3-Lauf auf 54:63, aber einigermaßen sicher waren sie erst nach dem 8:0-Start ins letzte Viertel, das sie mit 28:12 dominierten.

Während Julian Gamble mit 27 Punkten herausragte, erzielte der einst von Kataja Basket nach Bayreuth gewechselte Ken Horton neun Zähler (nach 13 im Hinspiel). Bei den Finnen gehörte der Ex-Bayreuther Daniel Mullings mit 17 Punkten im ersten Spiel und 15 im zweiten zu den besten Akteuren – wie so oft: Sein Saisonschnitt liegt bei gut 15 Punkten. Im Viertelfinale treffen die Bonner nun auf Ironi Nahariya. Die ebenfalls zuvor in der Champions League aktiven Israelis haben sich knapp gegen Gaziantep (Türkei) durchgesetzt (96:75 und 65:80).

In der Champions League stehen zwei Bundesligisten im Viertelfinale: Die Riesen Ludwigsburg spielen nach zwei Siegen gegen Maccabi Rishon aus Israel (83:66, 84:82) nun gegen Neptunas Klaipeda (Litauen), die Baskets Oldenburg nach dem Gesamterfolg gegen den russischen Vertreter Autodor Saratov (84:87, 98:89) nun gegen Banvit Balikesir (Türkei). Ausgeschieden sind dagegen die Skyliners Frankfurt gegen Pinar Karsiyaka (Türkei) mit 90:80 und 52:72.

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