Medi strebt nach Wiedergutmachung

Von Dino Reisner
Ein hochklassiges Center-Duell lieferte sich Andreas Seiferth (links) im Hinspiel mit Louis Labeyrie. 14 Punkte und acht Rebounds trug er zum knappen Bayreuther Sieg bei, während der französische Nationalspieler gar 20 Zähler erzielte und neun Abpraller einsammelte. Foto: Peter Kolb Foto: red

Die letzte Champions-League-Auswärtsreise von Medi Bayreuth im Kalenderjahr 2017 ist zugleich die kürzeste: Gerade einmal 403 Autobahn-Kilometer musste die Mannschaft von Trainer Raoul Korner für das heutige Gastspiel bei SIG Straßburg (20.30 Uhr) zurücklegen.

 
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In Vorrundengruppe 4 liegen Bayreuth und der französische Vizemeister der vergangenen fünf Spielzeiten punktgleich (jeweils fünf Siege und drei Niederlagen) auf den Rängen drei und vier. Nicht allein wegen dieser spannenden Tabellenkonstellation – auch Spitzenreiter Reyer Venedig und der Zweite Banvit Bandirma weisen die gleiche Bilanz auf – erwartet Medi ein brisantes Spiel.

Vor der Abreise in die 275.000-Einwohner-Stadt im Elsass, in der u.a. der Europäische Gerichtshof beheimatet ist, sagte Trainer Korner: „Nach der kollektiven Nullnummer am Samstag in Ludwigsburg (47:78-Debakel; Anm. d. Autors) haben wir etwas gutzumachen. Noch dazu erwartet uns ein hochkarätiger und hoch motivierter Gegner, der national wie international höchste Ziele verfolgt und sich für die Niederlage im Hinspiel revanchieren möchte. Damals waren die Straßburger sprachlos. Die werden uns mit Sicherheit nicht unterschätzen.“

Straßburg mit zwei neuen Spielern

Das wegen anderweitiger Belegung der Oberfrankenhalle Mitte Oktober in Bamberg ausgetragene Hinspiel konnte Medi nach Verlängerung mit 82:80 (74:74, 36:33) für sich entscheiden. Der Kader der Franzosen hat sich seither leicht verändert, oder wie es Korner formuliert: „an Qualität zugelegt.“ Ausgeschieden sind die US-Amerikaner Chris Otule und Michael Dixon. Der aus seiner Zeit in der Bundesliga (Crailsheim, MBC) bekannte Centerspieler Otule wechselte innerhalb Frankreichs nach Gravelines, Spielmacher Dixon heuerte beim türkischen Zweitligisten Bahcesehir an.

Sie wurden ersetzt durch Dee Bost (28 Jahre), einem von Zalgiris Kaunas gekommenen US-Spielmacher mit litauischen Pass, und durch den 2,13 Meter langen kroatischen Nationalspieler Miro Bilan (25). Bost wird gegen Bayreuth erstmals überhaupt für Straßburg auflaufen, Bilan hat sich in sechs Champions-League-Einsätzen mit 11,3 Punkten und 4,3 Rebounds im Schnitt längst zu einem Leistungsträger entwickelt. „Bost ist explosiver und athletischer als Dixon. Und Bilan von ganz anderer Klasse als sein Vorgänger“, beschreibt Korner die Straßburger Neuverpflichtungen.

Weitere Säulen im Spiel der Elsässer sind unverändert zum Hinspiel der französische Nationalspieler Louis Labeyrie (25 Jahre/2,08 Meter) und der US-Amerikaner Darion Atkins (25/2,03) unter den Körben, auf dem Flügel Pape Sy (29/2,00) sowie im Aufbau die beiden ehemaligen Bundesliga-Profis David Logan (34/1,85) und Zack Wright (32/1,88). Während Logan Alba Berlin in der Saison 2013/14 zum Pokalsieg führte, wurde Wright in Bamberg in der gleichen Saison nach wenigen Monaten aussortiert. Die erste Deutschland-Station war 2007/08 die Braunschweiger Reservemannschaft in der Pro B, wo er als Spieler des Jahres ausgezeichnet wurde.

Bekanntester Name bei SIG Straßburg – die offizielle Vereinsbezeichnung lautet Strasbourg Illkirch-Graffenstaden Basket – ist zweifellos Trainer Vincent Collet. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung zu Saisonbeginn 2016/17 ist der 54 Jahre alte Ex-Profi seit 2011 in Straßburg tätig, bereits zwei Jahre länger arbeitet er als französischer Nationaltrainer. Mit der „Equipe tricolore” fuhr er herausragende Erfolge ein wie den Europameistertitel 2013 oder WM-Bronze 2014. Die zurückliegende Europameisterschaft endete mit dem Achtelfinal-K.o. gegen Deutschland jedoch enttäuschend.

Straßburg führte Collet zuletzt fünfmal in Folge ins Playoff-Finale der französischen Liga und 2015 zum Pokalsieg. In den Saisons 2013/14 und 2015/16 startete er mit SIG in der Euroleague, beide Male blieb das Team jedoch in der Vorrunde auf der Strecke. In der Champions League gelang in der Vorsaison als Gruppendritter die Qualifikation für die Playoffs, wo jedoch bereits in der ersten Runde gegen Aris Saloniki das Aus folgte.

In der nationalen Liga belegt Straßburg – ebenso wie Medi in der Bundesliga – den fünften Tabellenplatz. Und auch bei den Franzosen wechselten zuletzt Licht und Schatten, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der enttäuschenden 77:78-Niederlage in der Champions League bei Olimpija Ljubljana folgte am Freitag ein 80:75-Sieg in der nationalen Liga beim Tabellen-13. ESSM Le Portel . Louis Labeyrie gelang dabei ein Double Double mit 23 Punkten und 13 Rebounds.

Rückreise noch in der Nacht

Korner erwartet von seiner Mannschaft eine Reaktion auf die „indiskutable Leistung“ in Ludwigsburg. Zum Kader wird auch wieder der am Samstag pausierende Javon McCrea gehören, da in der Champions League bis zu sieben Ausländer eingesetzt werden dürfen. Ob der zum Jahresende auslaufende Vertrag des US-Centerspielers verlängert wird, soll sich laut Korner „nach dem Bundesligaspiel am 26. Dezember in Braunschweig“ entscheiden.

Anders als bei den bisherigen Champions-League-Auswärtsspielen werden die Bayreuther noch in der Nacht nach der Partie die Heimreise antreten. Schließlich stehtdann bereits am Freitag um 20.30 Uhr in der Oberfrankenhalle der Bundesliga-Schlager gegen Spitzenreiter FC Bayern München auf dem Programm.

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